Er zählt zu den bedeutendsten Galeristen moderner Kunst. Mit Künstlern wie Joseph Beuys, Andy Warhol oder Anselm Kiefer bewegt er sich seit über 30 Jahren auf internationalem Parkett.

 

1983 eröffnete Thaddaeus Ropac seine erste Galerie in Salzburg, 1990 erweiterte er seinen Wirkungsgrad nach Paris in das Marais-Viertel. In Pantin, im Nordosten von Paris, baute er 2012 eine ehemalige Kesselfabrik um und es entstand ein weiteres Galerienareal mit sage und schreibe 5.000 m² Gesamtfläche. Am 28. April 2017 folgte die Eröffnung einer Dependance in der Kunstmetropole London – ein lang gehegter Traum auf fünf Etagen mit über 1.500 m² Ausstellungsfläche. Steht ein Masterplan dahinter oder auch etwas Glück? Erfahren Sie es hier.

Sie stammen aus einer alteingesessenen Kärntner Familie. Was hat Sie damals bewogen, zu Herrn Beuys quasi „ in die Lehre" zu gehen? Stimmt es, dass Sie selbst Künstler werden wollten?
Die Republik Österreich hat Ende der 1970er Jahre von Joseph Beuys eine Installation gekauft, die „Nasse Wäsche" hieß. Unser Kunstprofessor, mit dem wir durch das Museum Moderner Kunst in Wien gingen, war ganz entsetzt und meinte, dieses Werk sei völlig unbedeutend und überschätzt. Es war tatsächlich sehr irritierend: Zwei Dachrinnen waren am Boden zu sehen mit einem Stuhl dazwischen und einer Glühbirne, die an der Decke hing. Viel mehr war in dem Raum nicht. Ich war zwar irritiert, trotzdem hat es mich nicht losgelassen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in einem so bedeutenden Museum jemand, der entscheidet, welche Kunst ausgestellt und gekauft wird, so etwas Verrücktes ankauft, wenn es nicht eine Bedeutung hätte und etwas hinter diesem Kunstwerk stehen würde. Dieses Rätsel nahm ich zum Anlass, mich näher damit zu beschäftigen.

Beuys hielt kurze Zeit später einen Vortrag in Wien. Ich bin extra nach Wien gefahren und dieser unglaublich beeindruckende Künstler hat eine Idee von Kunst und Leben präsentiert und wie man beides in Verbindung bringt. Das hat mich völlig in den Bann gezogen. Es war das Schlüsselerlebnis, das in mir ausgelöst hat, nach Deutschland zu gehen und Künstler zu werden. Ich habe allerdings schon bald gemerkt, dass mir das Talent dazu fehlt. Trotzdem wollte ich der Kunstszene nahe bleiben und habe 1982 sozusagen ein Internship gemacht. Ich bin von Düsseldorf nach Berlin gegangen, wo eine große Ausstellung aufgebaut wurde, bei der ich mithelfen durfte. Die Entscheidung war klar: Ich möchte eine Galerie gründen. 1983 – ein Jahr später – habe ich in Salzburg mit einem kleinen Raum im ersten Stock in der Kaigasse begonnen.

 

Stimmt es, dass Andy Warhol in Salzburg die Galerie besucht hat und entsetzt über die Umstände war? Wie kommt man als blutjunger Anfänger zu Künstlern wie Andy Warhol?
Ja, das stimmt (lacht). Durch Beuys‘ Empfehlung habe ich diesen unmittelbaren Zugang gehabt, andere Künstler kennenzulernen.  

Der Kunstmarkt war nicht mit heute vergleichbar. Die Künstler mussten einen langen Atem haben, bis sie an Bedeutung gewonnen hatten. Das war ein viel langsamerer Prozess als heute. Es hat auch Jahre gebraucht, bis diese Galerie ein Erfolg wurde. Man hat sich von einem Monat ins nächste gebracht und wusste nicht, wie lange man den Atem dafür hat. In den ersten Jahren kannte ich auch die Sammler noch nicht. Ich habe in den 30 Jahren erlebt, wie der Kunstmarkt von einem Elfenbeinturm ins Zentrum des Lebens gerückt ist. Heute wächst eine Generation von Menschen auf, für die zeitgenössische Kunst etwas ganz Natürliches ist. Früher gab es nur eine kleine Elite.

 

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, welchen Rat würden Sie jungen Leuten heute geben?
Man kann das nicht einfach so wiederholen. Auf jeden Fall gehört Glück dazu, die richtigen Künstler zur richtigen Zeit kennenzulernen und Talent, Kunst zu begreifen und Qualität zu sehen. Und in der Tat ist es mit enormem Einsatz verbunden.

Ein Künstler muss sich immer wieder neu erfinden. Es gibt keinen Stillstand. Ein Künstler, der schon einmal bedeutend war, kann seinen Einfluss oder die Qualität, die er schon einmal bewiesen hat, wieder verlieren.

Sie haben ein scharfsinniges Auge und den Ruf, dass Sie Künstler sehr gut auswählen. Wie wählen Sie Künstler aus?
Es gibt Qualitätskriterien, nach denen man Kunst beurteilen kann. In diesem Interview können wir diese leider nicht ausloten – das würde Bücher füllen. Es braucht gemeinsame Parameter, die von vielen Komponenten bestimmt werden – von den Museen, den Kuratoren, den Ausstellungsmachern, der Kunstkritik, den Kunsthistorikern, den Sammlern und den Galeristen. Viele Bereiche stellen die Kunstszene dar. Gemeinsam wird eine Basis darüber erstellt, welche Kunst diskutiert werden kann und welche völlig durch den Rost fällt.

Ein Künstler muss sich immer wieder neu erfinden. Es gibt keinen Stillstand. Ein Künstler, der schon einmal bedeutend war, kann seinen Einfluss oder die Qualität, die er schon einmal bewiesen hat, wieder verlieren. Dafür gibt es keine Garantie. Wenn man jemanden begleitet, hat das auch immer damit zu tun, dass man diese Neubewertung mitverfolgt und mitbegleitet. Als Galerist versucht man auch einen bestimmten eigenen Geschmack zu demonstrieren: Es gleicht kein Galerieprogramm dem anderen und man wählt aus den vielen Künstlern, die sich anbieten, gezielt aus.

 

Wie entsteht der Preis für ein Bild? Wieso zahlt man für einen Richter eine Million und für jemand anderen nur 40.000 Euro? Ist das von Qualität, Bekanntheit, von der Größe oder vom Material abhängig?
Natürlich gibt es Maßstabspreise für Künstler. Wenn sie jung sind, erste Beachtung finden, Leute auf ein Werk aufmerksam werden und eine Diskussion beginnt, wenn sozusagen der Prozess des „ersten Findens" überwunden wurde, beginnt sich der Preis einzupendeln. Es gibt tausende von Künstlern, die es nie schaffen, in diese erste Diskussionsphase zu kommen, weil sie vom Ansatz her nicht wahrgenommen werden.

Es gibt Künstler, die sehr viel produzieren und der Basispreis nicht so hoch ist, weil ständig viel angeboten wird. Es gibt Künstler, die sehr wenig produzieren. Wenn die Nachfrage steigt und es nur wenige Werke aufzuteilen gibt, treibt das automatisch den Preis hoch. Richter ist natürlich über 80 Jahre alt und hat auch schwierige Jahre hinter sich, wo keiner seine Werke verstanden hat, keiner gekauft hat. Es gibt immer Künstler, die sich als die großen Spitzen des Marktes herausstellen, weil sie über viele Jahre bewiesen haben, dass sie eine Qualität durchhalten und seriös ein Gesamtwerk kreieren.

Ganz kann man die Preisunterschiede jedoch nicht nachvollziehen. Wenn es ab einem bestimmten Niveau noch höher geht, gibt es oft wenige Hinweise, warum ein Künstler wesentlich bedeutender am Markt ist als ein anderer. Der Markt und die Kunstszene sind zwei ganz verschiedene Dinge. Es gibt eine Anerkennung der Künstler auf der Ebene der Museen, das hat jedoch nichts mit dem Markt zu tun. Man muss sehr aufpassen, das sorgfältig zu trennen. Man darf künstlerische Leistung nicht nur mit dem Preis verbinden.  

 

Kaufen Frauen eigentlich „andere Kunst" als Männer und nehmen Sie bei der Planung darauf Rücksicht?
Sicherlich haben Frauen ein anderes Auge. Wir erleben in der Galerie häufig Sammlerpaare, die sich einigen müssen, ob sie etwas kaufen oder nicht. Da gibt es durchaus Diskussionen sowie unterschiedliche Ansatzpunkte und Kriterien.

 

Geht es bei Kunstkauf um Anlage oder wirklich um Genuss?
Ich sage immer, wenn Sie einen Anlageberater brauchen, gehen Sie zur Bank. In der Kunst gibt es zwei Ansatzpunkte: In der Kunst sollte es darum gehen, sich mit etwas Außergewöhnlichem zu beschäftigen und sich daran zu erfreuen. Man gibt trotzdem viel dafür aus und es ist vor allem eine Verantwortung, die da mitschwingt. Das, was man ausgibt, sollte einem Wiederverkauf zumindest entsprechen. Es sollte jedoch nicht die treibende Kraft sein. Wir versuchen wirklich zu vermeiden, an reine Investoren zu verkaufen, die das Bild nur erwerben, um es dann ein paar Jahre später wieder abzustoßen. Das ist nicht der Sammler, von dem wir träumen. Wir sind schon eher geneigt zu sagen, dass das Sammeln von Kunst mit dem Kunstgenuss und der Freude am Objekt bzw. am Bild zu tun hat. Es ist ein unglaublich reicher Gewinn, wenn man Kunst begreifen und sich am Inhalt wirklich erfreuen kann und nicht nur an möglichen Wertsteigerungen.

 

Haben Sie selbst einen Lieblingskünstler?
Das ist schwierig zu beantworten, auch wenn ich einen hätte. Manchmal ist man einem Künstler näher, weil man gerade mit ihm zusammenarbeitet und eine Ausstellung aufbaut. Wir arbeiten mit einer großen Anzahl von Künstlern zusammen und ich würde nie eine Aussage dazu treffen. Das hat wirklich mit der Intensität der Projekte zu tun. Wenn wir eine wichtige Ausstellung vorbereiten, besucht man den Künstler häufiger, erlebt die Kunst stärker und ist automatisch diesem Künstler für diese Zeit näher. Andere Künstler, mit denen man im Moment nicht so intensiv auf eine Ausstellung hinarbeitet, hat man ein bisschen aus dem Blickwinkel verloren. Das ist etwas, das ständig schwankt. Es geht auch um eine professionelle Haltung und um Respekt.
 

Müssen Sie noch Kunden und Künstler akquirieren und wenn ja, wie gehen Sie vor?
Wir wollen den Markt ständig erweitern, neue Märkte erobern und neue Künstler kennenlernen. Asien ist natürlich ein großes Thema. Wir haben einen eigenen Asian Director, der in Hongkong sitzt und von dort aus arbeitet. Es gibt keinen Stillstand.
 

Wir beurteilen Künstler anhand ihrer langfristigen Qualität und nicht anhand eines ersten, schnellen Erfolgs.

Welche Trends sehen Sie für die nächsten Jahre?
Wir sind mit Trends sehr vorsichtig, weil sie immer etwas mit Mode zu tun haben und kommen, aber auch schnell verschwinden können. Man hat immer wieder erlebt, dass ganze Generationen von Künstlern auf den Markt kamen, jedoch nur wenige zu Protagonisten geworden und mit ihrem Werk präsent geblieben sind. Es gab zum Beispiel einen Ort im ehemaligen Ostdeutschland, wo sich unglaublich viele Künstler tummelten und nur ganz wenige übriggeblieben sind. Vor wenigen Jahren gab es in Amerika einen Trend zu neuer, abstrakter Kunst. Viele dieser Künstler sind auf den Auktionen hochgespielt worden und dann wieder von der Bildfläche verschwunden.

Wir beurteilen Künstler anhand ihrer langfristigen Qualität und nicht anhand eines ersten, schnellen Erfolgs. Man kann natürlich nie garantieren, dass ein Künstler, den man im Programm hat, immer bedeutend ist und zu den wichtigsten Künstlern zählt. Das Risiko liegt bei uns, beim Sammler und bei jedem Teilnehmer. Es werden nach wie vor Künstler übersehen und erst nachträglich entdeckt. Künstler können auch ihre Qualität und ihre Inhalte verändern. Man kann nie eine Garantie für Irgendetwas abgeben. Man kann nur zu dem Zeitpunkt, an dem man mit einem Künstler arbeitet, versuchen, seine Kunst nach bestmöglichen Kriterien zu beurteilen und sich sein Potenzial vorzustellen und zu projizieren. Ob das dann eingehalten wird, ist eine andere Frage.
 

Sie sind schon mit zwei Standorten in Salzburg und in Paris vertreten. Im April eröffneten Sie eine weitere Galerie in London. Ist das ein wichtiger Schritt für Sie?
2017 ist für uns ein ganz wichtiges Jahr, weil wir langjährige Pläne, mit einer Galerie in London präsent zu sein, verwirklichen und im April eröffneten. Wir haben ein wunderbares Gebäude in Mayfair gefunden, die Galerie befindet sich in einem ehemaligen Bischofssitz und geht über mehrere Stockwerke. Die in New York lebende deutsche Architektin Annabelle Selldorf baute die Räumlichkeiten für uns um. Dadurch gelingt uns ein weiterer Zugang zu einem interessanten, internationalen Markt. London ist eine der größten Kunststädte der Welt. Es war ein Plan, der über viele Jahre gereift ist und nun verwirklicht wurde
 

Bekommen Sie Angebote für den Kauf Ihrer Galerie?
Es gibt immer wieder Angebote für Beteiligungen: Leute wollen in den Kunstbestand, vor allem in die Künstler investieren. Aber das habe ich immer abgelehnt. Auf Mittel von außen konnte ich bisher verzichten.

Die sind ein sehr erfolgreicher global agierender Unternehmer mit fast 100 Mitarbeitern, haben vor mehr als 30 Jahren eine Vision gehabt und viel Risiko auf sich genommen. Was raten Sie anderen Unternehmern?

Man kann einen Erfolg, der über eine gewisse Größenordnung hinausgeht, nie wirklich vorhersehen oder planen. Es wäre prätentiös zu sagen "ich möchte einmal die Gruppe der wichtigsten Künstler der Welt vertreten". Man kann davon träumen, aber selbst das ist schon anmaßend. Ich glaube, ich habe ein bestimmtes Grundtalent, viel Glück gehabt und mich enorm eingesetzt. Diese Kombination hat mich die letzten 30 Jahre begleitet. Wir haben einen Schritt nach dem anderen gesetzt. Dadurch ist alles sehr natürlich gewachsen. Wir haben uns von Salzburg bis nach Paris entwickelt, dann hat es jahrelang gedauert, bis der dritte Standort dazukam. Wir haben überlegt, was die nächste Location wäre und es ist London geworden. Es hat mit klarer Planung, Überlegung und großem Einsatz zu tun und nicht mit einem Masterplan, der vor 30 Jahren errichtet wurde. Vor 30 Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich je nach Paris komme, geschweige denn nach London, und mit Künstlern auf dieser intensiven Basis zusammenarbeite. Ich fühle mich sehr privilegiert, dass das gelungen ist. Das kann man nicht vorhersehen. Auch alle Fehler, die ich gemacht habe, kann man nicht vorhersehen. Wenn ich das Ergebnis sehe, denke ich jedoch, dass ich auch einiges richtig gemacht habe.

Ein guter Galerist sollte schon ein kritischer Geist sein. Künstler erwarten nicht, dass man ins Atelier kommt und ihnen sagt, wie großartig sie sind.

Beeinflussen Sie subtil Künstler in eine Richtung?
Ein guter Galerist sollte schon ein kritischer Geist sein. Künstler erwarten nicht, dass man ins Atelier kommt und ihnen sagt, wie großartig sie sind. Sie erwarten eher eine kritische Haltung. Das beinhaltet Diskussionen über die Inhalte der Werke und wie fertig sie sein mögen. Es geht auch um den Prozess, wo ein Künstler aufhört. In diese Fragestellungen ist man oft eingebunden. Man versucht mit einer gewissen Distanz auf ganz neue Werke zu reagieren und man ist ja mit der erste, der sie sieht. Der Künstler wartet darauf, dass man ihm ein Feedback gibt.

 

Sie haben selbst eine große Privatsammlung und treten regelmäßig als Mäzen mit Schenkungen auf. Sie betreuen auch Nachlässe vieler großer verstorbener Künstler. Wie gewinnt man das Vertrauen von großen Sammlern?
Das kann man nicht mit einem Masterplan machen. Das entsteht mit Erfahrung, die man über viel Praxis erwirbt, mit Reputation, die man über viele Jahre gewinnt, hat mit Respekt zu tun, den man sich erarbeitet und mit einer Position, die man dadurch einnimmt. Es ist das Ergebnis einer langjährigen, ernsthaften Auseinandersetzung mit der Kunst. Das kann man auch nicht zeitlich verkürzen. Es sind viele Komponenten wichtig, die dort hineinspielen.

 

Sie sind auch philanthropisch tätig und sehr couragiert. Sie beraten regelmäßig Museen, die Salzburger Festspiele und viele Organisationen. Wie wichtig ist es für Sie, der Gesellschaft etwas zurückzugeben?
Das ist mir schon sehr, sehr wichtig. Ich habe neben dem ganzen Einsatz sehr viel Glück gehabt. Daher ist es mir seit Jahren wichtig, in verschiedenen Bereichen tätig zu werden und mich zum Beispiel bei den Museen zu engagieren – das bin ich auch den Künstlern schuldig. Was mir auch sehr wichtig ist, ist eine Völkerverständigung, wo die Kunst eine Rolle spielen kann. Ich fühle mich dazu verpflichtet, völkerverbindend zu agieren. Kultur kann allerdings nicht das einzige sein, was man fördert. Das dritte ist die karitative Tätigkeit. Viele Leute kämpfen um das Überleben und ich möchte einen kleinen Beitrag leisten. Es ist sehr schön, dass ich dabei die Rückendeckung meines ganzen Teams habe. Wir entscheiden zum Beispiel in Salzburg jedes Jahr, eine karitative Organisation mit einer ganzen Ausstellung zu unterstützen. Wir verbringen Wochen damit, die Ausstellung in die Realität umzusetzen. Ich finde es wirklich großartig, dass mein Team hier voll mitzieht, denn alleine könnte ich das gar nicht machen. Ich sehe es als meine Aufgabe, eine große Ausstellung – eines der großen Projekte im Jahr – zur Gänze einem karitativen Zweck zu widmen. Das verbindet auch innerhalb der Galerie sehr stark. Wir machen das in Salzburg, in Paris und werden es sicherlich auch in London machen.
 

Planen Sie später ein eigenes Museum für Ihre Sammlung oder eine eigene Kunststiftung?
Das ist natürlich auch eine Frage der Verantwortung. Wenn man eine Sammlung von wichtigen Werken bedeutender Künstler hat, muss man genau überlegen, was damit passieren soll. Ich bin ein hundertprozentiger Vertreter davon, dass die großen Kunstwerke in die Museen gehören. Das ist auch mein Vorhaben. Es wird sicherlich eine Stiftung geben, an der wir jetzt schon arbeiten, damit das entsprechend vorbereitet ist, sollte sich unerwartet etwas verändern.
 

Ein heikles Thema: Fälschungen. Haben Sie auch mit Fälschungen zu tun und wie schützen Sie sich und Ihre Künstler davor?
Mit Fälschungen haben wir ständig zu tun. Das Glück ist, dass wir mit zeitgenössischer Kunst arbeiten, also mit Künstlern, die noch arbeiten. Der Großteil, den wir ausstellen, kommt direkt aus den Ateliers, da stellt sich diese Frage nicht. Es werden uns aber auch angebliche Frühwerke angeboten. Wir haben durch den engen Kontakt zu den Künstlern das Glück, das sofort entlarven und verifizieren zu können. Aber es passiert laufend. Es werden nicht nur Künstler gefälscht, die schon lange tot sind, sondern auch lebende Künstler.
 

Sie haben viele Ehrungen erhalten. Sie sind zum Beispiel Ritter der französischen Ehrenlegion und haben das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bekommen. Was bedeuten diese Auszeichnungen für Sie?
Die Ehrung in Frankreich hat mich schon sehr überrascht. Das ist eine Anerkennung, die man von einem Land bekommt, das die Arbeit, die man leistet, schätzt. Es sind Auszeichnungen, die mich wirklich gefreut haben.
 

Wo ist Ihre Heimat und was bedeutet Heimat für Sie?
Ich fühle mich zuerst als Europäer, weil mich diese europäische Vision sehr beeindruckt hat, als ich sehr jung war. Die Idee von einem gemeinsamen Europa war etwas, das mich fasziniert hat. Daher bedrückt es mich auch, dass England entschieden hat, auszutreten. Darüber hinaus fühle ich mich mehr der Stadt Salzburg als dem Land Österreich verbunden.
 

Was treibt Sie persönlich an?
Dieses unglaubliche Privileg zu leben, mit den bedeutendsten Künstlern unserer Zeit zusammenzuarbeiten und an dem kreativen Prozess teilzunehmen ist eine enorme Antriebsfeder. Das wird mir immer wieder bewusst und nie zur Selbstverständlichkeit. Diese Nähe zu den großen Künstlern ist immer noch etwas Besonderes. Ich habe lange Angst davor gehabt, dass dieses Besondere einmal verloren geht, denn das habe ich ständig um mich herum erlebt, aber so ist es nicht. Jede Ausstellung, jedes Erfahren von neuen Werkgruppen ist immer wieder ein unglaubliches, einzigartiges Erlebnis. Das halte ich nicht für selbstverständlich.
 

Wo sehen Sie Ihre Stärken? Was braucht ein guter Galerist, um erfolgreich zu sein?
Man muss ein gutes Auge für die Qualität von Kunst haben, sprich die Qualität von Kunst sehen können und den Unterschied zwischen einem guten und einem vielleicht weniger guten Werk erkennen können. Es braucht Offenheit für das Neue, man muss das Talent haben, die Kunst ständig zu hinterfragen und neu zu definieren. Stillstand ist das schlimmste, was einen blockieren kann. Jegliche aufgestellte Regeln sind ebenso zu hinterfragen und neu zu definieren. Ich habe große Galeristen gesehen, bei denen zu einem Zeitpunkt die Neugierde aufgehört hat. Es ist eine große Gefahr, dass man den Künstlern, mit denen man seit vielen Jahren zusammenarbeitet, so verbunden ist und dadurch das Neue nicht mehr sucht. Das ist eine Gefahr, die ich versuche, mir immer bewusst zu halten und weshalb ich ständig nach etwas Neuem Ausschau halte. Vor 30 Jahren gab es nur Europa und die USA, den Rest hat man eigentlich ignoriert. Ich finde es ganz wunderbar, wie in den letzten 30 Jahren die Kunstwelt immer größer wurde. Wir suchen heute Künstler in der arabischen Welt, in Südamerika und natürlich in Asien. Wir haben vor kurzem einen Künstler ins Programm genommen, der in Lahore in Pakistan lebt. Wir arbeiten mit einer Künstlerin, die irgendwo am Berg in Korea lebt.
 

Wie finden Sie diese Künstler?
Inzwischen habe ich ein wunderbares Team und bin nicht alleine auf mich selbst gestellt. Man sieht Ausstellungen von neuer Kunst und wählt aus einer großen Gruppe einen Künstler aus, dessen Werdegang man beobachtet und den man besucht. Viele dieser Kontakte führen auch zu gar nichts. Von diesem Künstler in Pakistan habe ich zum Beispiel vor einigen Jahren in einer Gruppenausstellung das erste Werk gesehen. Wir arbeiten mit ihm schon eine Zeit lang zusammen. Aus einer Fülle fällt einem einer oder fallen einem mehrere besonders auf und man geht dem nach und verlässt auch manche Wege wieder. Bei einigen kommt man allerdings nicht mehr los.
 

Haben Sie ein Lebensmotto?
Nicht direkt. Jedenfalls könnte man es nicht in nur einem Schlagwort beschreiben. Neugierde ist schon ein wichtiger Teil davon – ständig für Neues offen zu bleiben.
 

Was möchten Sie in Ihrem Leben noch erreichen?
Man baut ständig auf das, was man erreicht hat, neu auf. Es gibt einige Ideen, einige Künstler, denen man sich noch annehmen möchte. Jeder einzelne Künstler hat sein eigenes Universum, in das man eintaucht. Es gibt da schon noch einige Universen, an denen ich gerne teilhaben möchte.
 

Was bedeutet eigentlich Kunst für Sie?
Es ist die Beschreibung des Lebens auf einer völlig anderen als der rationalen Ebene.

 

Interviewführung: Eva-Maria Weidl
Redaktion: Sarah Eibl

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