(05.12.2025, Salzburg) - „Das Jahresende naht und 2025 war erneut ein gutes Jahr für Aktien. Anleihen entwickelten sich dagegen nur verhalten und Gold stellte alles in den Schatten“, sagt Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler. „Der starke Euro schmälerte aus Sicht eines Euro-Investors allerdings die Performance von US-Werten spürbar“, ergänzt Portfoliomanager Daniel Briesemann. Die beiden Experten der ältesten Privatbank Österreichs analysieren die wichtigsten Entwicklungen des Jahres und werfen einen Blick auf die Konjunkturprognosen im Jahr 2026.
Aktienmärkte überzeugen
An den Aktienmärkten war 2025 ein erfreuliches Jahr. Per Ende November hatten chinesische Aktien mit einem Plus von 15,9 Prozent die Nase vorn. „Sie profitierten von staatlichen Stützungsmaßnahmen und der Annäherung im Zollstreit zwischen den USA und China”, erklärt Briesemann. Europäische Aktien legten um 13,6 Prozent zu, während US-Aktien ein Plus von 3,9 Prozent verzeichneten. „In Europa verhalfen die Zinssenkungen der EZB den Aktien zu einer guten Performance, während US-Aktien vor allem von der KI-Euphorie getragen wurden”, so Briesemann. US-Aktien lagen in diesem Jahr nur aufgrund des schwachen Dollars hinter den europäischen Werten. Bei Anleihen fiel das Ergebnis verhaltener aus. Euro-Staatsanleihen legten um 2,9 Prozent zu, US-Staatsanleihen verloren hingegen 3,3 Prozent.
Bewertungen auf hohem Niveau sorgen für Diskussionen
Die starke Performance vieler großer US-Technologieunternehmen hat mittlerweile Sorgen vor einer Blase aufkommen lassen. „Im Zuge der KI-Hausse wurden viele Vorschusslorbeeren verteilt und die Aktien sind mittlerweile hoch bewertet“, warnt Dürnberger. Bislang konnten die Unternehmen die in sie gesetzten hohen Erwartungen jedoch erfüllen. „Die hohen Bewertungen wurden von vielen Medien aufgegriffen, aber die Unternehmen liefern weiterhin gute Ergebnisse“, betont der Asset Manager des Bankhaus Spängler.
Euro gewinnt deutlich gegenüber Dollar
Der Euro hat in diesem Jahr gegenüber vielen Währungen an Wert gewonnen. Am deutlichsten fiel die Aufwertung gegenüber dem US-Dollar aus. Der Euro legte um 12,0 Prozent zu, was aus Sicht eines Euro-Investors die Performance von US-Werten spürbar schmälerte. „Der Euro profitierte vom Vertrauensverlust in den Dollar im Zuge der erratischen US-Zoll- und Außenpolitik”, erklärt Dürnberger. Zudem hat die EZB die Zinsen nicht weiter gesenkt, während die Fed ihre Zinssenkungen wieder aufgenommen hat. Auch gegenüber dem japanischen Yen wertete der Euro um 11,3 Prozent auf. Das britische Pfund verlor 5,9 Prozent gegenüber dem Euro und litt unter dem hohen Haushaltsdefizit Großbritanniens.
Gold erneut auf Rekordkurs
Das Edelmetall Gold legte ein weiteres Rekordjahr hin - sowohl in US-Dollar als auch in Euro. Zeitweise eilte der Preis für das Edelmetall wieder von einem Rekordhoch zum anderen. Per Ende November ist der Goldpreis in Dollar um über 62 Prozent und in Euro um über 43 Prozent gestiegen. „Auftrieb erhielt es von den Zinssenkungen der Zentralbanken und vor allem von den Zinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer:innen”, sagt Spängler-Portfoliomanager Briesemann. Letztere setzten zwischenzeitlich auf deutlich fallende Zinsen in den USA, da sich der Arbeitsmarkt abschwächt. Daneben war Gold in den geopolitisch unsicheren Zeiten abermals als sicherer Hafen gefragt, was sich unter anderem in verstärkten ETF-Käufen bemerkbar machte. „Auch die Zentralbanken selbst haben dieses Jahr wieder viel Gold gekauft, um ihre Währungsreserven weg vom Dollar zu diversifizieren”, ergänzt der Portfoliomanager.
Inflation in USA zu hoch, divergierende Zinspolitik
Während die Inflation in der Eurozone fast das Zielniveau der EZB von zwei Prozent erreicht hat, liegt sie in den USA mit 3,0 Prozent noch deutlich darüber. Auch die Erwartungen für die nächsten 12 Monate zeigen keine nennenswerte Besserung. Die Inflationserwartungen verschiedener Institute unterscheiden sich teils deutlich und reichen von 2,6 Prozent bei den Marktteilnehmer:innen bis zu 5,7 Prozent beim Conference Board. „Die durch die US-Zölle ausgelösten Preissteigerungen spielen eine entscheidende Rolle in der Wahrnehmung”, erläutert Dürnberger. Trotz der erhöhten Inflation hat die Fed die Zinsen auf aktuell 4,0 Prozent reduziert und konzentriert sich verstärkt auf die Sicherung der Vollbeschäftigung. „Die Marktteilnehmer:innen erwarten, dass die Fed in den nächsten 12 Monaten die Zinsen um etwa einen Prozentpunkt auf dann 3,0 Prozent reduziert”, so Briesemann. Die EZB hat ihren Zinssenkungszyklus dagegen beendet. Der Einlagesatz liegt bei 2,0 Prozent und dürfte auf absehbare Zeit auf diesem Niveau bleiben.
Gemischte Konjunkturaussichten für 2026
Die Wirtschaft der Eurozone dürfte in diesem Jahr um 1,4 Prozent gewachsen sein. Dazu haben südeuropäische Länder wie Spanien, Italien und Griechenland beigetragen, die die Schwäche in Deutschland und Österreich ausgeglichen haben. Für das kommende Jahr wird für die Eurozone insgesamt nur ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent erwartet. „Das BIP in den USA zeigt sich weiterhin robust und dürfte auch im kommenden Jahr um 1,9 Prozent steigen”, sagt Dürnberger. Dazu tragen die lockerere Geldpolitik der Fed sowie die vermehrten Ausgaben und Steuererleichterungen der amerikanischen Regierung bei. Die chinesische Wirtschaft wird weiterhin durch staatliche Maßnahmen unterstützt, um den privaten Konsum anzukurbeln und die Entwicklung einheimischer Technologien zu fördern. „Allerdings gibt es in China nach wie vor strukturelle Probleme, die sich negativ auf die Wirtschaft auswirken”, warnt der Asset Manager. Daher wird sich die chinesische Konjunktur im nächsten Jahr auf 4,4 Prozent abschwächen.
Ausblick: Moderates Wachstum mit Risiken
Das Basisszenario des Bankhaus Spängler ist gekennzeichnet durch ein moderates Wirtschaftswachstum, eine unter Kontrolle bleibende Inflation in Europa, weitere Zinssenkungen in den USA und eine moderate Steigerung der Unternehmensgewinne. „Die bestehenden Risiken sind nach wie vor die (Geo-)Politik, eine wieder steigende Inflation, hohe und weiter steigende Staatsschulden, die Gefahr, dass die Fed ihre Unabhängigkeit verliert, sowie die aktuell hohen Bewertungen“, fasst Portfoliomanager Briesemann zusammen.