Die Kapitalmarktentwicklung wird derzeit von der russischen Invasion in der Ukraine geprägt: Die Volatilität ist nach den Ereignissen in der Ukraine zuletzt stark gestiegen. Allerdings ist aktuell die Reaktion an den Märkten in Summe geringer als befürchtet. Kurzfristig werden die geopolitischen Ereignisse dominieren. Die Entwicklungen von Konjunktur und Inflation dürften im weiteren Verlauf jedoch allmählich wieder stärker in den Vordergrund rücken.
Blickt man auf die Historie, lässt sich besonders im Vorfeld und zu Beginn kriegerischer Handlungen an den Kapitalmärkten ein Muster beobachten: die Risikoprämie von Risikoanlagen steigen und deren Kurse sinken. Die Lage an den Kapitalmärkten entspannt sich in aller Regel, wenn die Unsicherheiten geringer werden, besonders wenn absehbar wird, dass ein Konflikt lokal begrenzt bleibt.
In den bisherigen Äußerungen Wladimir Putins steht die Machtübernahme in der Ukraine im Zentrum. Deshalb dürfte eine Ausweitung kriegerischer Handlungen über die Ukraine hinaus eher unwahrscheinlich sein. Ebenso ist der Vorstoß Russlands unter der Einschätzung erfolgt, dass es rasch zu einer Machtübernahme kommen wird.
Im Fokus: Konsequenzen für die Weltwirtschaft
Für die Kapitalmärkte dürften in den kommenden Wochen zusehends weniger die Risikoüberlegungen als die globalwirtschaftlichen Konsequenzen aus der Invasion Russlands in die Ukraine im Vordergrund stehen.
Das größte Risiko für die Weltwirtschaft aus Sicht der Kapitalmärkte ist, dass mit Russland ein global führender Rohstoff- und Energielieferant mit Sanktionen belegt wurde. Ein weiterer massiver Anstieg der Preise für Erdöl und Erdgas wäre der wichtigste Transmissionsmechanismus des Konflikts auf die Weltwirtschaft. Vor allem in den USA reagieren die Konsumenten rasch auf Änderungen der Energiepreise. In Westeuropa steht die Versorgungssicherheit im Fokus. Besonders Deutschland ist stark auf Erdgaslieferungen aus Russland angewiesen. Bei Versorgungsengpässen wäre mit Produktionskürzungen energieintensiver Industrien zu rechnen.
Mit dem gezielten Ausschluss einiger russischer Banken von den aktuellen Finanzmarkt-Sanktionen besteht derzeit die Möglichkeit, dass Russland weiterhin Energie und Rohstoffe exportieren und der Westen die Lieferungen auch bezahlen kann.
Europa: Woher kommt zukünftig die Energie?
Mittelfristig bleibt die Frage, inwieweit Westeuropa in Zukunft auf russisches Erdgas zugreifen kann und will. Mit weniger als 2 % der Weltwirtschaftsleistung ist Russland ansonsten von untergeordneter Bedeutung, weshalb die wirtschaftliche Entwicklung in Russland (unabhängig davon, wie stark dies von Sanktionen eingeschränkt wird) für die globalen Kapitalmärkte wenig relevant ist. Schwer einzuschätzen ist die weitere Haltung Pekings zu den aktuellen Ereignissen.
Unabhängig vom Ukraine-Konflikt bleiben steigende Energie- und Rohstoffpreise aber ein möglicher Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft, da zu erwarten ist, dass die Rohstoffpreise aufgrund der wirtschaftlichen Normalisierung höher tendieren bzw. hoch bleiben.
Kernthemen: Inflation & Konjunkturentwicklung
Das fundamentale Kernthema für die Kapitalmärkte sind die weiteren Schritte in Richtung wirtschaftlicher Normalisierung. Tatsächlich hat die konjunkturelle Dynamik nach dem Abklingen der Sorgen rund um die Omikronwelle bereits wieder zugenommen.
In Summe unterstützt dies – vorausgesetzt, dass die Ukraine-Risiken allmählich in den Hintergrund treten – eine positivere Grundtendenz bei Aktien, Unternehmensanleihen und Rohstoffen. Die Inflation bleibt auf dem Weg zur wirtschaftlichen Normalisierung eine Unwägbarkeit, wobei die Inflationsdynamik ein indirekter Effekt der Pandemie ist (exzessive Güternachfrage in den USA) und damit auch für Notenbanken Neuland darstellt.
Es wird erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten vergleichsweise hoch bleibt. In diesem Fall wird eine geldpolitische Straffung in einem Ausmaß nötig, welches die wirtschaftliche Aktivität belastet und so der Inflation entgegenwirkt. Allerdings sind die Erwartungen möglicher Zinserhöhungen zuletzt wieder deutlich zurückgekommen. Auch aufgrund der verzögerten Wirkung der Geldpolitik auf die Wirtschaft wird das Inflationsthema das Marktgeschehen bis weit ins kommende Jahr hinein prägen.
Positionierung im Bankhaus Spängler Asset Management
Unsere Positionierung ist im Aktienbereich untergewichtet und somit etwas vorsichtiger geworden. Dabei folgt die Positionierung grundsätzlich den derzeit vorherrschenden fundamentalen Entwicklungen und nicht primär den Ereignissen in der Ukraine.
Bei Portfolios mit Risikobudget ist der Investitionsgrad bereits reduziert.
Staatsanleihen mit sehr guter Bonität waren in den letzten Handelstagen als „sicherer Hafen“ nun wieder gefragt, bleiben aber hinsichtlich zukünftiger Notenbankpolitik mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Der Inflationsungewissheit versuchen wir mit inflationsgeschützten Anleihen zu begegnen. Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen wurden Anleihen mit tieferer Bonität – wie Hochverzinsliche und Anleihen aus Schwellenländer – reduziert bzw. verkauft.
Wichtige Hinweise
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Marketingmitteilung
Stand 03.03.2022
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