Die Konjunktur zieht in Europa und den USA an, die Inflation spielt ihr eigenes, widersprüchliches Spiel und während die EZB fertig ist, senkt die Fed wieder die Zinsen. Und was bedeutet dies für die Kapitalmärkte? Die Musik spielt bei Aktien: Rekordhochs und KI-Euphorie, aber auch hohe Bewertungen – wie stabil ist dies alles? Im Kapitalmarktupdate November erfahren Sie, wo Chancen liegen und welche Risiken es jetzt gibt.

Konjunktur

Die Stimmung in den Unternehmen ist gut

Beginnen wir mit der Konjunktur. Die Wirtschaft in der Eurozone hat einen Boden gefunden und erholt sich zusehends. Das zeigt der kombinierte Einkaufsmanagerindex.

Einkaufsmanagerindizes (Composite) — Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Die angeführten Prognosen beruhen auf angemessenen, durch objektive Daten gestützten Annahmen bezogen auf den oben angeführten Zeitraum. Stand per 05.11.2025 | Quelle: S&P Global, FactSet

Er ist im Oktober auf den höchsten Wert seit fast 2½ Jahren gestiegen. Das heißt, die Stimmung in den Unternehmen hat sich deutlich aufgehellt. Getragen wurde der Anstieg durch den Dienstleistungssektor. Die befragten Unternehmen stellen mehr Personal ein, da die Nachfrage anzieht. Da sich auch die Lage in der Industrie verbessert, deutet dies auf ein zunehmendes Wirtschafswachstum in den kommenden Quartalen hin. In den USA zeigt die Richtung ebenfalls nach oben. Auch dort sind vor allem die Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich optimistischer geworden, was auf ein reges Konsumverhalten hindeutet. Die US-Wirtschaft läuft bislang noch auf vollen Touren. Der Internationale Währungsfonds hat der jüngsten Entwicklung Rechnung getragen und seine Konjunkturprognosen für die Eurozone und die USA leicht nach oben revidiert. Durch den sogenannten Government shutdown in den USA, den mittlerweile längsten in der Geschichte des Landes, steht aktuell aber nur ein Teil der sonst üblichen Daten zur Verfügung, was eine genaue Beurteilung der wirtschaftlichen Lage erschwert.

Die Wirtschaft entwickelt sich also auf beiden Seiten des Atlantiks positiv – doch wie sieht es mit der Inflation aus?

Zinsen & Inflation

In der Eurozone ist die Inflation auf Ziel, in den USA ist sie zu hoch

Der Blick auf die Inflation zeigt: Europa und die USA gehen derzeit unterschiedliche Wege.

In der Eurozone ist die Inflation auf Ziel, in den USA ist sie zu hoch — Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Die angeführten Prognosen beruhen auf angemessenen, durch objektive Daten gestützten Annahmen bezogen auf den oben angeführten Zeitraum. Stand per 31.10.2025 | Quelle: Eurostat, Bureau of Labor Statistics, FactSet

In der Eurozone liegt die Inflation nur noch leicht über dem Ziel der EZB von 2 %. In den kommenden beiden Jahren soll sie sogar nachhaltig darunterfallen. Allerdings besteht das Risiko, dass die Teuerungsrate wegen der steigenden Staatsverschuldungen wieder anzieht. Denn die EZB könnte in diesem Fall auf Zinserhöhungen verzichten, um den Staaten eine möglichst günstige Finanzierung ihrer Schulden zu ermöglichen und um einen Bankrott hochverschuldeter Länder zu vermeiden. In den USA geht die Inflation hingegen in die falsche Richtung. Sie ist seit etwa einem halben Jahr fast kontinuierlich gestiegen. Mit zuletzt 3 % lag sie deutlich über dem Fed-Ziel. Es besteht die Gefahr, dass die Inflation wegen der zahlreichen Zölle zunächst noch weiter anzieht. Ein nachhaltiger Rückgang wird erst gegen Ende 2026 erwartet.

Wie reagieren die Notenbanken auf die Entwicklung der Inflation?

Die EZB ist fertig, die Fed senkt die Zinsen wieder

Auch hier: unterschiedliche Entwicklungen in Europa und den USA. Die EZB hat schon im Juni ihren Zinssenkungszyklus beendet.

Die EZB ist fertig, die Fed senkt die Zinsen wieder — Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Die angeführten Prognosen beruhen auf angemessenen, durch objektive Daten gestützten Annahmen bezogen auf den oben angeführten Zeitraum. Stand per 06.11.2025 | Quelle: EZB, Fed, FactSet

Innerhalb eines Jahres hat sie die Zinsen um 200 Basispunkte auf aktuell 2 % reduziert. EZB-Präsidentin Lagarde hat mehrfach kommuniziert, dass nicht mit weiteren Zinssenkungen gerechnet werden soll. Diese Einschätzung wird von den Marktteilnehmern geteilt. Es müsste wohl schon ungewöhnliche Umstände geben, damit die EZB doch nochmal an der Zinsschraube dreht. Die US-Notenbank Fed hat nach einer neunmonatigen Pause die Zinsen wieder gesenkt, zuletzt zweimal in Folge. Die Leitzinsen in den USA liegen aktuell bei 4 %. Fed-Chef Powell hat die Erwartungen einer weiteren Zinssenkung im Dezember zwar etwas gedämpft, die Fed dürfte ihren Zinssenkungszyklus aber bis weit ins nächste Jahr hinein fortsetzen. Denn der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Monaten abgeschwächt, was der Fed Sorgen bereitet. Und die US-Notenbank steht politisch enorm unter Druck, denn US-Präsident Trump fordert seit langem vehement umfangreiche Zinssenkungen. Da die Amtszeit von Powell im Mai 2026 ausläuft, besteht die Gefahr, dass die Fed zunehmend politisiert wird und sogar ihre Unabhängigkeit verliert.

Was haben die Kapitalmärkte aus den makroökonomischen Entwicklungen gemacht?

Märkte

An den Aktienmärkten spielt die Musik

Während es an den Anleihemärkten in den letzten Monaten relativ ruhig zuging, spielt die Musik an den Aktienmärkten.

An den Aktienmärkten spielt die Musik — Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Stand per 31.10.2025 | Quelle: FactSet | Angaben in EUR.

Viele Indizes haben im Oktober neue Rekordhochs erreicht. Die beste Entwicklung zeigt der chinesische Markt: Die Aktien dort profitierten von der Annäherung der USA und Chinas im Handelsstreit sowie von staatlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft. Auf China folgen Europa und die USA. Die US-Märkte verringern bereits seit Monaten die Lücke zu den europäischen Märkten, die sich zu Jahresbeginn aufgetan hat. Dass die US-Indizes noch hinter den europäischen zurückbleiben, liegt an der Währung. Würden wir die Performance in lokaler Währung darstellen, lägen die USA vor Europa. Der US-Dollar hat gegenüber dem Euro aber heuer deutlich an Wert verloren, wobei er sich zuletzt stabilisiert hat. Der S&P 500 hat im Oktober den sechsten Monatsgewinn in Folge verzeichnet, die Nasdaq sogar den siebten. Getragen wird der Markt in den USA von den großkapitalisierten Technologiewerten, die im Zuge der KI-Euphorie die meisten anderen Titel in den Schatten stellen. In Europa konnten dagegen vor allem Banken heuer überzeugen und deutlich zulegen.

Erneut gute Berichtssaison in den USA, durchwachsene in Europa

Während die Berichtssaison zum abgelaufenen dritten Quartal in den USA schon fast beendet ist, ist sie in Europa noch in vollem Gange. Das Fazit fällt insbesondere für die USA abermals sehr positiv aus. Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen hat die Erwartungen der Marktteilnehmer sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn übertroffen. Und gute Zahlen wurden vom Markt auch honoriert, so dass einige Aktien in Reaktion auf die Zahlen deutlich gestiegen sind. Enttäuschungen spiegelten sich jedoch auch in entsprechenden Kursabschlägen wider. In Europa verläuft die Berichtssaison wie schon im Quartal zuvor eher verhalten. Positive und negative Überraschungen hielten sich hier bislang in etwa die Waage. Für 2026 erwarten die Marktteilnehmer, dass US-Unternehmen im Vergleich zu ihren europäischen Pendants erneut ein stärkeres Gewinnwachstum verzeichnen.

Aktienmärkte mittlerweile ambitioniert bewertet

Die teilweise starken Kursanstiege haben Auswirkungen auf die Bewertung der Unternehmen. Vor allem US-Aktien und dort insbesondere Technologiewerte, haben sich in den letzten Monaten deutlich verteuert und sind mittlerweile ambitioniert bewertet. Ein Blick auf den breiten US-Markt zeigt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis aktuell klar über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt. Dies ist den Technologieunternehmen zuzuschreiben, die im Zuge der KI-Euphorie viele Vorschusslorbeeren erhalten haben. Zuletzt haben einige Marktteilnehmer die hohen Bewertungen in Frage gestellt und Gewinne mitgenommen. Auch in Europa sind die Bewertungen der Unternehmen gestiegen, allerdings nicht so stark wie in den USA. Das KGV des breiten europäischen Marktes liegt nur leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Europäische Unternehmen hätten aus dieser Sicht Aufholpotenzial gegenüber US-Werten und ihr Rückschlagspotenzial ist rein aus Bewertungssicht geringer.

Welche Themen werden uns in den kommenden Monaten begleiten?

Fazit

Welche Themen werden uns in den kommenden Monaten begleiten?

Unser Basisszenario ist gekennzeichnet durch moderates Wirtschaftswachstum, dass die Inflation in Europa unter Kontrolle bleibt, es weitere Zinssenkungen in den USA gibt und die Unternehmensgewinne weiter moderat steigen. Die bestehenden Risiken sind weiterhin die (Geo-)Politik, eine wieder steigende Inflation, hohe und weiter steigende Staatsschulden, die Gefahr, dass die Fed ihre Unabhängigkeit verliert und die aktuell hohen Bewertungen.

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