Im nun fast abgelaufenen Jahr 2023 waren starke Nerven gefragt. Es war von Höhen und Tiefen geprägt. Dank einer Schlussrally wird 2023 zu einem der besseren Aktienjahre zählen. Die Anleihemärkte können aller Voraussicht nach ein zweites Verlustjahr in Folge vermeiden. Gold geht mit deutlichen Gewinnen aus dem Jahr, nachdem es Anfang Dezember ein neues Rekordhoch erreicht hatte. Rohstoffe haben dagegen kräftig Federn lassen müssen, was auch an den gefallenen Ölpreisen lag.
Für Aktien ging es unter Schwankungen bergauf
Die Aktienmärkte starteten rund um den Globus fulminant in das Jahr 2023. Dies war teilweise eine Gegenbewegung auf die starken Verluste zum Ende des Vorjahres. Überraschend gute Konjunkturdaten gaben ebenfalls Unterstützung. Das Momentum setzte sich im weiteren Verlauf des ersten Quartals aber nicht fort, die Märkte gingen in eine Konsolidierungsphase über. Ausgebremst wurden sie von unerwartet hohen Inflationszahlen in Europa und den USA sowie von weiteren Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank EZB und der US-Notenbank Fed. Turbulenzen im Bankensektor in den USA und in der Schweiz beschäftigten die Aktienmärkte zwar über mehrere Wochen hinweg, sie konnten sich gegen diese aber relativ gut behaupten. In China hatte die Regierung die Corona-Restriktionen vollständig aufgehoben, was zu Hoffnungen auf einen Konjunkturaufschwung und damit verbunden freundliche Aktienmärkte führte. Diese Hoffnungen haben sich allerdings im weiteren Jahresverlauf zerschlagen. Die Probleme im chinesischen Immobiliensektor wogen zu schwer. Chinesische Aktien waren 2023 unter dem Strich eine große Enttäuschung.
Im zweiten Quartal richtete sich der Fokus der Marktteilnehmer:innen neben den Konjunkturdaten und Zentralbankentscheidungen auf die Unternehmensergebnisse. Auffallend war, dass schwache Ergebnisse stärker bestraft als gute belohnt wurden. Die Berichtssaison der Unternehmen zum ersten Quartal war auch der Auftakt zur KI-Hausse, die in den folgenden Monaten vor allem großkapitalisierte US-Technologieunternehmen kräftig nach oben zog. In diesem Zusammenhang überholten US-Aktien europäische Werte, nachdem sich letztere bis dahin achtsam geschlagen hatten. In Europa hatten Konjunktur- bzw. Rezessionssorgen die Oberhand gewonnen. Der aufgekommene Streit über die Schuldenobergrenze in den USA und die Einigung in letzter Minute führte der Welt einmal mehr die Zerrissenheit im politischen System der USA vor Augen. Auf die Märkte hatte dies jedoch kaum Auswirkungen.
Das dritte Quartal begann für die Aktienmärkte zunächst freundlich, wozu starke BIP-Daten in den USA und die KI-Fantasie beitrugen. Anschließend kippte jedoch die Stimmung und Aktien fanden sich in den darauffolgenden Monaten auf der Verliererstraße wieder. Erneute Unruhe im US-Bankensektor, schlechtere Unternehmenszahlen, Rezessionsängste in Europa, Wachstumssorgen in den USA, die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA sowie Probleme im chinesischen Finanzsektor waren die Gründe für die Kursrückgänge. Der deutlich gestiegene Ölpreis führte zudem zu neuerlichen Inflationssorgen, auf die zumindest die EZB mit einer weiteren Zinserhöhung reagierte.
Die Fed hat die Zinsen zwar auch zu Beginn des vierten Quartals nicht weiter erhöht, wiederholte Aussagen von Fed-Chef Powell, dass die Zinsen länger hoch bleiben dürften („higher-for-longer“) belasteten aber zunächst die Aktienmärkte. Hinzu kam der Beginn des Nahost-Konflikts, der die Märkte allerdings nur kurz beschäftigte. Nach drei Verlustmonaten in Folge setzte im November eine Jahresendrally ein. Niedrigere Inflationszahlen in Europa und den USA sowie wiederholte Signale der EZB, dass der Zinserhöhungszyklus beendet ist, führten zu deutlichen Kursanstiegen. Die Fed hat zudem einen Richtungswechsel hin zu Zinssenkungen eingeleitet, was die US-Aktienmärkte auf Rekordhochs trieb. Die Marktteilnehmer:innen haben umfangreiche Zinssenkungen der EZB und Fed für das kommende Jahr eingepreist.
Alles in allem war 2023 ein gutes Jahr für Aktien. US-Aktien hatten Mitte Dezember klar die Nase vorn. Europäische Aktien können ebenfalls auf zweistellige Kursgewinne schauen. Japanische Aktien profitierten von der noch immer ultra-lockeren Geldpolitik der japanischen Notenbank, die allerdings auch zu einer massiven Abwertung des Yen geführt hat. Da wir den Yen in unseren Portfolios abgesichert haben, konnten wir die Währungsverluste für unsere Kund:innen aber vermeiden.
Anleihen sind mit einem blauen Auge davongekommen
An den Anleihemärkten ging es in diesem Jahr sehr volatil zu. Die Renditen und spiegelbildlich die Kurse der Anleihen waren Spielball der Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken, der Inflationsentwicklung und der Zinserwartungen der Marktteilnehmer:innen. Ähnlich wie Aktien verzeichneten Anleihen einen guten Jahresstart. Auf diesen folgte aber prompt die Ernüchterung, da sich die Inflation unerwartet hoch zeigte und die Marktteilnehmer:innen ihre Zinserwartungen nach oben schraubten. Eine anschließende Korrektur der Erwartungen – auf diese folgten im Jahresverlauf noch viele weitere – gab den Anleihekursen wieder Aufwind.
Im zweiten Quartal kamen die Anleihen nicht vom Fleck bzw. gaben in den USA nach. Die Renditen waren gestiegen, da die EZB und Fed sowie andere Zentralbanken wegen der überraschend hohen Inflation weiter an der Zinsschraube drehten. Auch wurden die Zinsstrukturkurven wieder deutlich inverser. Die Renditedifferenz zwischen zehn- und zweijährigen US-Staatsanleihen weitete sich auf über 100 Basispunkte aus, die von deutschen Staatsanleihen, stellvertretend für die Eurozone, kletterte auf über 80 Basispunkte.
Das dritte Quartal markierte das Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed und EZB. Die Fed hatte zuletzt im Juli die Zinsen auf 5,5 % angehoben. Seit Beginn des Zinserhöhungszyklus im Frühjahr 2022 hatte sie die Zinsen um 525 Basispunkte erhöht. Nach zehn Zinserhöhungen in Folge mit insgesamt 450 Basispunkten auf 4,5 % war für die EZB im September Schluss. Während die EZB erste Zeichen für ein Ende der Zinserhöhungen sendete, hielt sich die Fed noch alle Türen offen. Sie schloss abhängig von der Datenlage weitere Zinserhöhungen nicht aus. Gegen Ende des dritten Quartals drehten die Renditen noch einmal auf, da neuerliche Inflationssorgen aufkamen und die Marktteilnehmer:innen ihre Zinserwartungen anpassten. Entsprechend gerieten die Anleihekurse nochmals unter Druck und es kam die Befürchtung auf, dass 2023 für Anleihen das zweite Verlustjahr in Folge werden könnte.
Zum Start des vierten Quartals sorgten die bereits oben erwähnten Powell-Aussagen für einen weiteren Renditeanstieg. US-Anleiherenditen kletterten auf das höchste Niveau seit 16 Jahren. Der Beginn des Nahost-Konflikts führte nicht zu vermehrter Suche nach Sicherheit an den Anleihemärkten. Anschließend änderte sich aber die Stimmung der Marktteilnehmer:innen und das Bild an den Anleihemärkten wandelte sich. Niedrigere Inflationsdaten führten zu einem starken Renditerückgang über die gesamte Zinskurve hinweg. Daneben leitete die Fed implizit eine Zinswende ein, was die Marktteilnehmer:innen für das kommende Jahr noch stärker auf fallende Zinsen setzen ließ als zuvor schon.
Per Mitte Dezember weisen die Anleihekurse auf beiden Seiten des Atlantiks ein moderates Plus auf und ein weiteres Verlustjahr wird wohl vermieden. Die zehnjährigen Anleiherenditen in den USA liegen mit knapp 4,0 % nun über 100 Basispunkte unter ihren Höchstständen von Oktober. In Deutschland liegt die Rendite bei 2,1 %, 90 Basispunkte weniger als im Oktober. In beiden Ländern sind die Zinsstrukturkurven aber immer noch invers, das heißt, die Rendite zweijähriger Staatsanleihen ist weiterhin höher als die von zehnjährigen Staatspapieren.
Robuster Euro
Der Euro hat heuer gegenüber vielen Währungen aufgewertet. Die Währungsentwicklung war aber keine Einbahnstraße, sondern verlief höchst volatil. Gegenüber dem US-Dollar hat der Euro seit Jahresbeginn leicht zugelegt. Zuletzt hat er von der Erwartung der Marktteilnehmer:innen profitiert, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im nächsten Jahr auf Grund einer niedrigeren Inflation und einer sich abschwächenden Wirtschaft stärker senkt als die EZB. Besonders ausgeprägt war die Bewegung im EUR/JPY-Wechselkurs. Aufgrund der schon beschriebenen unorthodoxen Geldpolitik der Bank of Japan hat der japanische Yen deutlich abgewertet. Die Bank of Japan hat trotz einer höheren Inflation die Zinsen bislang im negativen Bereich beibehalten und hält auch noch an ihrer Zinsstrukturkurvenkontrolle fest. Der Schweizer Franken wiederum war in den letzten Monaten als klassischer sicherer Hafen gefragt und konnte trotz der hohen Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und der Eurozone gegenüber dem Euro zulegen.
Gold top, Rohstoffe flop
Gold blickt auf ein volatiles Jahr zurück. Probleme im US-Bankensektor und in der Schweizer Finanzindustrie hievten den Goldpreis im Frühjahr zeitweise über die psychologisch wichtige Marke von 2.000 USD je Feinunze. Anschließend gab Gold die Gewinne fast vollständig wieder ab. Die größten Belastungsfaktoren waren dabei die gestiegenen Renditen und der phasenweise aufwertende US-Dollar. Mit Beginn des Nahost-Konflikts hat sich die Lage wieder gewandelt: Gold war als sicherer Hafen nachgefragt und ist entsprechend gestiegen. Anfang Dezember war Gold auf ein Rekordhoch geklettert, konnte dieses aber nicht verteidigen. Die vorherigen Belastungsfaktoren sind dennoch in den Hintergrund gerückt. Auch bleibt die Nachfrage von Zentralbanken groß, die ihre Währungsreserven breiter diversifizieren wollen.
Rohstoffe als Asset-Klasse zählen heuer zu den großen Verlierern, nachdem sie im letzten Jahr die einzigen Gewinner waren. Trotz Produktionskürzungen der OPEC und ihrer Verbündeter notieren die Ölpreise zum Jahresausklang unter ihren Einstandskursen. Nachfragesorgen hatten in den letzten Monaten die Oberhand gewonnen. Industriemetalle litten unter den Konjunktursorgen der Marktteilnehmer:innen und gaben ebenfalls nach.
Auf den Punkt gebracht
2023 war unter dem Strich ein versöhnliches Börsenjahr, auch wenn die Verluste des vorangegangenen Jahres nicht vollständig aufgeholt werden konnten. Aktien erwiesen sich als bessere Alternative zu Anleihen, der Euro zeigte sich robust und Gold markierte ein Rekordhoch.
Wie sich die Märkte im neuen Jahr entwickeln, wird stark von der Konjunktur- und Inflationsentwicklung abhängen. Dies wird entscheidend sein, wann und wie schnell die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks die Zinsen senken werden. Derzeit sieht es eher so aus, als seien diesbezüglich die Erwartungen der Marktteilnehmer:innen etwas zu weit gelaufen. Auch im nächsten Jahr werden wir uns wohl auf volatile Märkte einstellen müssen.
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Marketingmitteilung
Stand 14.12.2023
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