Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und der darauffolgenden Spirale aus Sanktionen und Gegensanktionen (Forderung Russlands nach ausschließlicher Zahlung von Gas und Öl in Rubel), ist ein im Hintergrund stattfindender Wettlauf um Rohstoffe und das künftige globale Währungsgefüge offen zu Tage getreten. Im aktuellen Kapitalmarktnavigator beleuchten wir deshalb folgende Fragen: Welche Auswirkungen haben die Sanktionen langfristig auf die Weltwährungen und wie würde sich eine andere Zusammensetzung der Währungsreserven wirtschaftlich auswirken? Was bedeutet eine Währungswelt im Wandel für Anleger?

Das Einfrieren der Dollar-, Euro- und Yen-Reserven der russischen Zentralbank als Teil der Sanktionen des Westens gegen Russland erhält in vielen Ländern weltweit wenig Zustimmung. Dabei handelt es sich keineswegs ausschließlich um die schwarzen Schafe der Weltgemeinschaft. Hintergrund dafür sind Bedenken verschiedenster Staaten, ob nicht das eigene Land irgendwann selbst Sanktionsgegenstand des Westens werden könnte – und damit verbunden das Einfrieren der Währungsreserven. Laut ECR Research sind derzeit rund 87,5 % der weltweiten Währungsreserven in Dollar, Euro und Yen denominiert. Wo also die Währungsreserven liegen und wie deren Zusammensetzung aussieht, wird an Bedeutung gewinnen. Der Wunsch nach einer breiteren Diversifikation der Währungsreserven wird vor allem in rohstoffexportierenden Ländern zunehmen. 

Weltweite Währungsreserven — Quelle: Refinitiv Datastream / ECR

Von zentraler Bedeutung sind all diese Vorgänge für China. Die Wiedervereinigung mit Taiwan und die Spannungen um den Hoheitsanspruch im südchinesischen Meer sind unter dem Gesichtspunkt derartiger Sanktionen hoch brisant. Hinzu kommt, dass China US-Staatsanleihen im Ausmaß von mehr als 3 Billionen US-Dollar hält. 

Tatsächlich ist der chinesische Yuan eine der häufigsten Vorhersagen für eine neue zusätzliche Reservewährung. Allerdings braucht eine Reservewährung einen großen und gut funktionierenden Anleihenmarkt und einen freien Kapitalverkehr. Beides ist aktuell in China nicht vorhanden. Außerdem würde der Wechselkurs des Yuan tendenziell fester werden. Daran ist China allerdings nicht interessiert, da dies die chinesischen Exporte verteuern würde. Aus diesen Gründen wird der Anteil der chinesischen Währung am Weltreservenmix nur langsam steigen. Dennoch ist der Yuan seit Beginn der Pandemie gegenüber dem US-Dollar um mehr als 10 % gestiegen. 

Es besteht also einiges an Potential für Veränderungen. Einigkeit besteht darin, dass sich der weltweite Reservenmix zu Lasten von Dollar, Euro und Yen verändern wird. Damit verbunden ist die Aufwertung von anderen Währungen und Assets, wie z.B. Rohstoffen.

Selbstverständlich wird es zu keinem kompletten Abbau der westlichen Währungen aus den Reserven nicht-westlicher Staaten kommen. Jedoch lösen selbst kleine Veränderungen im einstelligen Prozentbereich riesige Kapitalströme aus und führen zu einem dauerhaft veränderten Gefüge – mit weitreichenden politischen und wirtschaftlichen Folgen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen 
Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass der Wettbewerb um Rohstoffe härter – sprich teurer – wird. Dies wird die Kosten für die Umstellung unserer Wirtschaft von Öl, Gas und Kohle auf erneuerbare Energien erhöhen. Zudem müssen große Mengen an Kupfer, Nickel und Silber in rohstoffexportierenden Ländern eingekauft werden. Sollten sich diese Länder zukünftig nicht mehr so stark wie bisher für US-Dollar, Euro und Yen interessieren, werden die Rohstoffpreise dadurch zusätzlich steigen. Dieses Szenario ist ein nicht zu unterschätzender Inflationstreiber.

Das neue Geld
Das Weltwährungssystem wird sich diversifizieren und der Welthandel könnte stärker als bisher in nicht-westlichen Währungen abgewickelt werden. Anstelle des US-Dollar als Nummer eins Reservewährung könnte ein Korb von Währungen auch unter Einschluss von Gold und möglicherweise sogar Kryptowährungen treten. 

Alternativer Währungskorb – Sonderziehungsrechte (SZR) des internationalen Währungsfonds — Quelle: Internationaler Währungsfonds

Schon jetzt gibt es mit den Sonderziehungsrechten (SZR) des Internationalen Währungsfonds einen solchen Währungskorb. Dieser besteht derzeit aus US-Dollar, Euro, Yen, britischem Pfund sowie chinesischem Yuan und wird immer wieder als Vorlage für eine neue Weltreservewährung genannt. 

Bereits jetzt hält die Österreichische Nationalbank (Stand September 2020) rund 8 % und die Deutsche Bundesbank rund 6 % ihrer Währungsreserven in Sonderziehungsrechten.

Auf den Punkt gebracht

Anleger sollten ihre strategische Ausrichtung dahingehend überprüfen, dass auch Platz für Beimischungen von Anleihen aus Schwellenländern, Rohstoffen und Edelmetallen vorhanden ist.

Zu beachten ist, dass ein geopolitscher Trend – so markant und wichtig er auch sein mag – nicht automatisch ein erstklassiges Investment darstellt. Es ist deshalb wichtig, neben der Berücksichtigung dieser Themen, auch eine disziplinierte Umsetzung mit entsprechender Steuerung zu verfolgen. Der Weg zu einem diversifizierteren globalen Währungsreservenmix wird nicht ohne Volatilität von statten gehen.  

Dennoch sollte jeder Investor seine Anlageprämissen auf die Möglichkeiten zur Diversifikation in den vorher beschriebenen Assetklassen überprüfen. Veranlagungen ausschließlich in Währungen und Finanzprodukten aus westlichen Staaten könnten in der nächsten Dekade an Kaufkraft gegenüber Rohstoffen, Edelmetallen und anderen Währungen verlieren. Für den Anleger gilt es daher, sich auf eine Währungswelt im Wandel vorzubereiten und ggf. Schritte im Rahmen der strategischen Asset Allocation schon jetzt zu treffen. 

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