Dieses Zitat, angelehnt an Johann Wolfgang von Goethes „Faust“, drückt gut die aktuelle Situation am Goldmarkt aus. Der Goldpreis ist seit letztem Oktober stark gestiegen und hat seit Mitte Februar eine regelrechte Rally hingelegt, die ihn von einem Rekordhoch zum anderen geführt hat. Wir suchen in diesem Kapitalmarktnavigator Antworten auf die Fragen, was die Rally ausgelöst hat und wie es mit dem Goldpreis weitergehen könnte.

Gold im Höhenrausch

Beim Goldpreis ging es im letzten Jahr sehr volatil zu. Probleme im US-Bankensektor und in der Schweizer Finanzindustrie hievten ihn im Frühjahr zeitweise über die psychologisch wichtige Marke von 2.000 USD je Feinunze. Anschließend gab Gold die Gewinne jedoch fast vollständig wieder ab. Die größten Belastungsfaktoren waren dabei die gestiegenen Renditen und der phasenweise aufwertende US-Dollar. Mit Beginn des Nahost-Konflikts hat sich die Lage wieder gewandelt: Seitdem ist Gold unter anderem als sicherer Hafen bzw. generell als Absicherung gegen unvorhergesehene Risiken gefragt und entsprechend gestiegen. Unter dem Strich stand für Gold im letzten Jahr ein Plus von rund 13 % zu Buche. In Euro gerechnet legte Gold um etwa 10 % zu.

Wer erwartet hatte, dass es nun mit dem Preisanstieg vorbei sei, wurde eines Besseren belehrt. Nach einer verhaltenen Entwicklung zu Jahresbeginn 2024 zündete Gold Mitte Februar die Raketen und startete eine Rekordrally. Es sprang innerhalb weniger Wochen bis auf knapp 2.200 USD je Feinunze nach oben. Per Mitte März lag Gold heuer 4,5 % vorne. Auch in Euro gerechnet legte der Goldpreis zu. Er überwand vor kurzem erstmals die Marke von 2.000 EUR je Feinunze, wenn auch nur vorübergehend. Das Plus seit Jahresbeginn beläuft sich auf 6 %.

Goldpreis erreicht Allzeithoch (in USD je Feinunze) — FactSet; Stand 15. März 2024

Eine generelle Motivation, Gold zu kaufen, sind die wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken, die seit dem Beginn des Jahrhunderts stetig zunehmen. Diese umfassen schwere Finanzkrisen, unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen, eine zum Stillstand gebrachte Globalisierung, zunehmenden Populismus und verstärkte Rivalitäten zwischen Großmächten. Gold dient oftmals als Absicherungsinstrument gegen solche Risiken. In gewisser Weise ist Gold ein Krisenindikator. Auch in Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs ist Gold für gewöhnlich gefragt, da es als ein Hort der Stabilität gilt. Zuletzt sind die Konjunkturdaten aber besser ausgefallen als erwartet bzw. befürchtet. In den USA setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass eine Rezession vermieden wird. Und in Europa besteht Hoffnung, dass die Stagnation im Frühjahr überwunden werden kann.

Zinsen und US-Dollar als Einflussfaktoren

Im Herbst letzten Jahres war Gold nach dem Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel vor allem als sicherer Hafen in Krisenzeiten gefragt. Die Rally in diesem Jahr ist daneben auf die zweite Eigenschaft von Gold als wertstabile Anlage zurückzuführen. Denn sowohl in Europa als auch in den USA zeigt sich die Inflation nach wie vor hartnäckig und es ist nicht klar, ob sie überhaupt auf das 2 %-Ziel der Notenbanken zurückfällt. Da die Inflation von ihrem Hochpunkt aber schon stark zurückgekommen ist, hatten die Marktteilnehmer:innen aggressiv auf Zinssenkungen der Notenbanken gesetzt. Diese Erwartungen wurden mittlerweile zwar deutlich zurückgenommen, was den Goldpreis aber nicht belastet hat. Viele Marktteilnehmer:innen haben den Beginn der Zinssenkungen, der für die EZB und Fed im Juni erwartet wird, offenbar bereits in den Preisen vorweggenommen. Und schließlich setzen sie noch immer auf mehrere Zinsschritte seitens der beiden Notenbanken in diesem Jahr. So dürften sowohl die Fed als auch die EZB in absehbarer Zeit einen Teil ihrer vorherigen Zinserhöhungen wieder korrigieren. Da Gold keine Zinsen abwirft, ist es rein aus dieser Sicht in Zeiten niedriger Zinsen und damit niedriger Anleiherenditen attraktiver. Dabei darf man allerdings nicht auf die nominalen Renditen schauen, sondern muss die realen Renditen, also nominale Renditen abzüglich der Inflation, betrachten. In den USA sind die Realrenditen zuletzt zwar leicht gestiegen, liegen aber auf niedrigem Niveau. In Deutschland, stellvertretend für die Eurozone, sind sie trotz eines jüngsten Anstiegs immer noch im negativen Bereich. Das heißt, Gold ist aus dieser Sicht attraktiv.

Zwischen Gold und dem US-Dollar herrscht schon seit vielen Jahrzehnten für gewöhnlich ein inverser Zusammenhang. Das heißt, bei einem fallenden Dollar steigt Gold, und umgekehrt. Der etwas schwächere Dollar war schon im letzten Jahr ein Unterstützungsfaktor für Gold. Heuer hat der bis Mitte Februar stärkere Dollar Gold nichts anhaben können. Er hat in den ersten Wochen des Jahres lediglich einen früheren Goldpreisanstieg verhindert. Seit Mitte Februar gibt der mittlerweile wieder schwächere Dollar Gold erneut Rückenwind.

Die Rolle der Zentralbanken

Auftrieb erhielt Gold auch von der Nachfrage der Zentralbanken, die ihre Währungsreserven breiter diversifizieren, um sie so auch vor einem unerwünschten Zugriff Dritter zu schützen (Sanktionsrisiken von Anlagen in US-Dollar oder Euro). Laut dem World Gold Council – einem Produzentenverband – haben die Zentralbanken im letzten Jahr das zweite Jahr in Folge mehr als 1.000 Tonnen Gold gekauft. Bei einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.940 USD bzw. 1.800 EUR je Feinunze entspricht dies einem Gegenwert von rund 64,7 Mrd. USD bzw. 60 Mrd. EUR. Damit haben die Zentralbanken gut 28 % der weltweiten Goldminenförderung bzw. rund 21 % des gesamten Goldangebots (inklusive Recycling) absorbiert. Größter Goldkäufer war mit Abstand die chinesische Zentralbank PBoC, auf die gut ein Fünftel aller Reservekäufe entfiel. Bis einschließlich Februar hat die PBoC 16 Monate in Folge Gold gekauft. Da der Goldanteil an Chinas Währungsreserven mit etwas über 4 % für westliche Verhältnisse nach wie vor sehr niedrig ist, ist auch in Zukunft mit weiteren Goldkäufen der PBoC zu rechnen. So macht der Goldanteil an den Währungsreserven der USA, von Deutschland, Italien oder Frankreich bis zu 70 % aus. Die Oesterreichische Nationalbank hält aktuell 280 Tonnen Gold, was rund 60 % der Währungsreserven entspricht. Neben der chinesischen Zentralbank hat eine Reihe weiterer Zentralbanken vor allem aus dem asiatischen Raum und dem Mittleren Osten Gold gekauft. Russland, dessen Währungsreserven im Ausland im Zuge des Ukraine-Krieges eingefroren wurden, hat für das vergangene Jahr zwar keine Daten an den World Gold Council geliefert. Es ist aber davon auszugehen, dass die russische Zentralbank den heimischen Produzenten einen Teil ihrer Produktion abgekauft hat – so wie auch schon zu Vorkriegszeiten. Die Käufe der Zentralbanken waren im letzten Jahr mit einem Anteil von rund 21 % die drittgrößte Nachfragekomponente von Gold. Von westlichen Zentralbanken wie der Deutschen Bundesbank wurde Gold in den letzten Jahren nur zur Münzprägung verkauft.

Schmuck sowie Münzen und Barren die Hauptnachfragekomponenten

Die mit Abstand größte Nachfragekomponente für Gold ist weiterhin die Schmucknachfrage mit einem Anteil von rund 44 %. Dieser ist zuletzt allerdings etwas zurückgegangen. Mehr als die Hälfte der weltweiten Schmucknachfrage entfällt auf China und Indien. In China steht der wachsenden Mittelschicht mehr Geld für Investitionen zur Verfügung. Und mangels attraktiver Anlagealternativen – der Immobiliensektor steckt in großen Schwierigkeiten und die Aktienmärkte laufen nicht rund – haben chinesische Privatinvestoren zuletzt verstärkt in Gold investiert. In Indien ist Gold bei Hochzeiten schon fast unverzichtbar. Allerdings haben sich die Inder in den letzten Jahren preissensitiv gezeigt und bei hohen lokalen Preisen weniger Gold gekauft. Eine hohe Schmucknachfrage ist daneben zum Beispiel in den USA, dem Mittleren Osten und der Türkei zu beobachten.

Weniger preissensitiv ist dagegen die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren als zweitgrößte Komponente mit einem Anteil von rund 24 %. Es hat sogar den Anschein, dass viele Privatinvestoren zunächst einen (Aufwärts-)Trend abwarten wollen und erst dann auf den fahrenden Zug aufspringen. Die Nachfrage nach Münzen und Barren ist regional breiter aufgestellt als die Schmucknachfrage. So finden auch in europäischen Ländern wie zum Beispiel Deutschland und der Schweiz Goldmünzen und -barren regen Absatz.

Komponenten der weltweiten Goldnachfrage (in Tonnen) — World Gold Council; Stand 31. Jänner 2024

Spekulanten sorgen für Volatilität

Eine Gruppe, über die wenig gesprochen wird, die aber viel Einfluss auf den Goldpreis hat, sind die Spekulanten. Diese kurzfristig orientierten Anleger, vornehmlich institutionelle Investoren wie Hedgefonds, sorgen oftmals für hohe Preisschwankungen innerhalb weniger Tage. Denn sie wetten an den Terminmärkten mit großen Summen auf Preisbewegungen in die ein oder andere Richtung und können dadurch bestehende Trends verstärken oder verlängern. Die US-Börsenaufsicht für die Rohstoff-Terminmärkte (CFTC) veröffentlicht wöchentlich eine Statistik, wie die Spekulanten gerade positioniert sind. Zuletzt wurde hier über hohe Wetten auf steigende Goldpreise, sogenannte Long-Positionen, berichtet. In der Vergangenheit kam es infolge von Extrem-Positionierungen oftmals zu einem Kurswechsel, aktuell besteht also aus dieser Sicht Rückschlagspotenzial durch Gewinnmitnahmen. Zur Vorsicht mahnt auch der Relative-Stärke-Index (RSI), der anzeigt, ob Gold aus technischer Sicht überkauft oder überverkauft ist. Dieser ist jüngst auf ein sehr hohes Niveau gestiegen, was auf eine kurzfristige Übertreibung hindeutet.

Fazit

Gold zeichnet sich durch seine Eigenschaften als wertstabile Anlage und sicherer Hafen aus. Es war zuletzt als Absicherungsinstrument gegen zahlreiche Risiken gefragt. Großen Einfluss auf den Goldpreis haben die Zinsentwicklung und der US-Dollar. Sollten die Notenbanken in absehbarer Zeit mit Zinssenkungen beginnen, wäre dies positiv für den Goldpreis. Eine rege Nachfrage nach Gold generieren die Zentralbanken, die ihre Währungsreserven diversifizieren. Langfristig spricht vieles für höhere Goldpreise. Kurzfristig betrachtet ist der Goldpreis allerdings schon stark gestiegen und es besteht Rückschlagspotenzial im Falle von Gewinnmitnahmen. Im Spängler Asset Management ist Gold ein fester Bestandteil unserer strategischen Allokation.

Wichtige Hinweise

Die hier dargestellten Angaben dienen, trotz sorgfältiger Recherche, ausschließlich der unverbindlichen Information und ersetzen nicht eine, insbesondere nach rechtlichen, steuerlichen und produktspezifischen Gesichtspunkten notwendige, individuelle Beratung für die darin beschriebenen Finanzinstrumente. Die Information stellt weder ein Anbot, noch eine Einladung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar und dient insbesondere nicht als Ersatz für eine umfassende Risikoaufklärung.

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Marketingmitteilung
Stand 20.03.2024

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