Kaum ein anderes Thema hat in der jüngeren Vergangenheit eine derart große mediale Aufmerksamkeit erhalten wie die Künstliche Intelligenz (KI). KI gilt als „zukunftsweisende Technologie“. Künstliche Intelligenz ist an sich nicht neu. Aber die Anwendung ChatGPT hat KI für viele Menschen zum ersten Mal erfahrbar gemacht, weil sie der Anwendung Fragen und Aufträge erteilen können und auf sie angepasste Antworten erhalten, die denen von Menschen täuschend ähnlich sind. KI bietet Volkswirtschaften als Ganzes große Chancen, da sie (mit zeitlicher Verzögerung) die Produktivität erhöht. An den Kapitalmärkten spricht man im Zusammenhang mit KI von einem Megatrend, der langfristiges und strukturelles Wachstum verspricht – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Kurse insbesondere von Technologie-Unternehmen.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (im englischen Original „artificial intelligence“) wurde 1955 von dem US-Informatiker John McCarthy im Rahmen eines Förderantrags für ein Forschungsprojekt geprägt. KI ist mittlerweile zu einem Sammelbegriff für Anwendungen geworden, die komplexe Aufgaben ausführen, für die in der Vergangenheit menschliche Eingriffe erforderlich waren. Es existieren heute zahlreiche Definitionen für den Begriff der KI. Das Europäische Parlament hat wie folgt formuliert: „Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren.“ KI ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Computer empfängt Daten, verarbeitet sie und reagiert. KI-Systeme sind in der Lage, ihr Handeln anzupassen, indem sie die Folgen früherer Aktionen analysieren und autonom arbeiten. Künstliche Intelligenz ist ein wesentlicher Treiber für die digitale Transformation unserer Gesellschaft.

Auslöser des KI-Booms war die Chatbot Anwendung ChatGPT, die für jeden Nutzer KI in Form eines Dialogs in natürlicher Sprache erfahr- und nahbar macht. Innerhalb von nur zwei Monaten nutzten 100 Mio. User:innen diese Anwendung. Damit wurde diese Schallmauer schneller durchbrochen als bei jeder anderen Applikation zuvor (wie zum Beispiel Twitter, Facebook, WhatsApp). Dass es sogar noch schneller geht, zeigte im Juli das neue soziale Netzwerk „Threads“ des US-Unternehmens Meta, der Muttergesellschaft von Facebook und Instagram: Es hat in den ersten fünf Tagen die Marke von 100 Mio. Nutzer:innen überschritten.

Rasantes Wachstum von neuen Technologien und KI — Zeitraum um 100 Mio. User:innen zu erreichen / Quelle: World of Statistics; Stand Juli 2023

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Die theoretischen Einsatzmöglichkeiten von KI sind vielfältig. Die aktuell am meisten genutzten Anwendungen finden sich im Bereich der Erstellung von digitalen Inhalten wie beispielsweise Bilder und Videos wieder. Daneben werden Applikationen wie digitale Assistenten verwendet, die bei der Daten- und Informationsrecherche, der Aufbereitung von Dokumenten, Präsentationen oder anderen Ausgabeformen und Sprachübersetzungen unterstützen. Beispiele im Alltag sind persönliche digitale Assistenten am Smartphone oder PC, autonome Autos, Online-Shopping und -Werbung, Websuche, Internet der Dinge, Smart Farming, Roboter in Fabriken. Laut Ansicht des Europäischen Parlaments könnte KI zukünftig eine wesentliche Rolle im Gesundheitssektor, dem Verkehrswesen, im verarbeitenden Gewerbe, der Ernährung und Landwirtschaft sowie der öffentlichen Verwaltung und bei Dienstleistungen spielen. Durch die Implementierung von KI-Funktionalitäten in bestehende und neue Produkte und Dienstleistungen können Geschäftsprozesse von Unternehmen effizienter gestaltet werden, neue Geschäftsmodelle entstehen, oder zusätzliche Umsatzpotenziale erschlossen werden.

Künstliche Intelligenz wird auch von Finanzinstituten verwendet, die auf den Kapitalmärkten tätig sind – unter anderem von Vermögensverwaltern und Hedgefonds –, um die Effizienz zu steigern und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Die Technik wird häufig zur Unterstützung von Risikomanagementprozessen sowie zur Optimierung von Handelsstrategien für eine Vielzahl von Finanzinstrumenten benutzt.
 

Nur Chancen oder auch Risiken?

Das Europäische Parlament sieht sowohl Chancen als auch Risiken bei der Anwendung von KI. So könnte KI demnach dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, Autos und andere Verkehrsmittel sicherer zu machen und maßgeschneiderte, preiswertere und langlebigere Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Der Zugang zu Informationen sowie zu allgemeiner und beruflicher Bildung kann durch den Einsatz von KI ebenfalls erleichtert werden. Künstliche Intelligenz ermöglicht Unternehmen die Entwicklung einer neuen Generation von Produkten und Dienstleistungen. KI kann Vertriebswege optimieren, Wartungstechniken verbessern, die Produktionsleistung und -qualität steigern, den Kundenservice verbessern und dazu beitragen, Energie zu sparen. Digitale Technologien können auch die Nachhaltigkeit von Produkten erhöhen und so helfen, die Ziele des „EU Green Deals“ umzusetzen. In der Sicherheit wie zum Beispiel der Verbrechensprävention oder im militärischen Bereich kann KI ebenfalls angewendet werden.

Die zunehmende Abhängigkeit von KI birgt allerdings auch potenzielle Risiken. So kann es zu negativen Auswirkungen auf die Privatsphäre und den Datenschutz kommen, da KI für Gesichtserkennung oder Online-Tracking und -Profiling eingesetzt werden kann. KI kann ebenfalls dazu genutzt werden, extrem realistische gefälschte Videos, Audioaufnahmen und Bilder zu erzeugen, die als „Deepfakes“ bezeichnet werden. Es wird erwartet, dass die Nutzung von KI am Arbeitsplatz zur Einsparung von Arbeitsplätzen führen wird. Kommt es zu Schäden, die von auf KI basierenden Geräten oder Diensten verursacht werden, muss erst geklärt werden, wer für diese Schäden verantwortlich ist. Wird KI in Bereichen eingesetzt, die dafür nicht geeignet sind, kann dies kontraproduktiv wirken. Setzt man KI allerdings gar nicht ein, können Chancen verpasst werden.
 

Performance ausgewählter Technologie-Aktien seit Jahresbeginn — Quelle: FactSet; Stand 31. Juli 2023

Regulierung - Die EU wird aktiv

Als Teil ihrer digitalen Strategie will die EU Künstliche Intelligenz regulieren, um bessere Bedingungen für die Entwicklung und Nutzung dieser Technologien zu schaffen. Im April 2021 hat die EU-Kommission den ersten EU-Rechtsrahmen für KI vorgeschlagen. Darin wird empfohlen, dass KI-Systeme je nach dem Risiko, das sie für die Nutzer darstellen, analysiert und eingestuft werden. Die verschiedenen Risikostufen sollen mehr oder weniger Regulierung unterliegen. Die Vorschriften legen Verpflichtungen für Anbieter und Nutzer fest. Das Europäische Parlament will vor allem sicherstellen, dass die in der EU eingesetzten KI-Systeme sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und umweltfreundlich sind. KI-Systeme sollen ferner von Menschen und nicht von der Automatisierung überwacht werden, um schädliche Ergebnisse zu verhindern.

Im Juni 2023 haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments ihre Verhandlungsposition zum „Gesetz über künstliche Intelligenz“ verabschiedet. Mittlerweile laufen die Gespräche mit den EU-Mitgliedstaaten im Rat über die endgültige Ausgestaltung des Gesetzes. Ziel ist es, bis Ende des Jahres eine Einigung zu erreichen. Auch in den USA wird an einem Gesetzentwurf zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz gearbeitet.

Wie wirkt sich KI auf die Wirtschaft und die Märkte aus?

Künstliche Intelligenz dürfte in der Volkswirtschaft als Ganzes eine Produktivitätswelle auslösen, wobei diese wohl zeitverzögert einsetzen und sich über viele Jahre verteilen wird. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass neue Technologien stets schrittweise eingeführt wurden. Zudem erfordert der Einsatz Künstlicher Intelligenz tiefgreifende Veränderungen und Investitionen in die Abläufe von Unternehmen, die Zeit brauchen. Auch kann KI längst nicht alle Aufgaben der Beschäftigten übernehmen. Grundsätzlich steigert eine höhere Produktivität das gesamtwirtschaftliche Angebot an Gütern und Dienstleistungen, was für sich genommen ein Argument für eine niedrigere Inflation ist.

Am Anfang eines neuen Megatrends und Marktzyklus werden die kurzfristigen Auswirkungen und die Geschwindigkeit, bis die Technologie realwirtschaftlichen Einfluss hat, tendenziell überschätzt, wohingegen die langfristigen Auswirkungen unterschätzt werden.

Die Aktienkurse der Unternehmen, die KI entwickeln und anwenden, haben rasant zugelegt. Insbesondere mit der Berichtssaison zum ersten Quartal 2023 haben die Marktteilnehmer:innen begonnen, KI zu erfassen. Wie so oft in der Vergangenheit hat der Markt die Chancen deutlich schneller als die Risiken in die Kurse potenzieller Profiteure des KI-Booms eingepreist. Oder anders ausgedrückt, es wurden viele Vorschusslorbeeren verteilt. Dies ist insofern verständlich, da an den Kapitalmärkten im Zusammenhang mit KI von einem Megatrend gesprochen wird. Auffallend ist aber auch, dass die KI-Hausse aktuell von wenigen großen US-Technologiewerten getragen wird, die hoch profitabel sind, viel Cash generieren und am Markt etabliert sind. Herausgestochen hat dabei Nvidia, dessen Aktie sich seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht hat. Die Aktie von Meta hat sich mehr als verdoppelt. Eine breite Basis, auf die sich die Hausse stützen könnte, fehlt jedoch bislang. Aus Sicht einiger Marktteilnehmer:innen ist der US-Technologiesektor mittlerweile teuer und überkauft.
 

Auf den Punkt gebracht

Künstliche Intelligenz befindet sich zwar noch in einer frühen Phase, lässt aber bereits jetzt schon das strukturelle Wachstumspotenzial erahnen. In den nächsten Monaten und Jahren wird wahrscheinlich eine Vielzahl an neuen „intelligenten“ Produkten und Dienstleistungen für private und wirtschaftliche Anwendungsbereiche auf den Markt kommen. Davon dürften die Unternehmen, die diese Produkte und Dienstleistungen anbieten und verwenden, profitieren. Die Hausse der Technologie-Unternehmen der letzten Monate könnte allerdings zu weit gelaufen sein. Langfristig wird KI aber ein hohes Potenzial zugestanden.

Wichtige Hinweise

Die hier dargestellten Angaben dienen, trotz sorgfältiger Recherche, ausschließlich der unverbindlichen Information und ersetzen nicht eine, insbesondere nach rechtlichen, steuerlichen und produktspezifischen Gesichtspunkten notwendige, individuelle Beratung für die darin beschriebenen Finanzinstrumente. Die Information stellt weder ein Anbot, noch eine Einladung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar und dient insbesondere nicht als Ersatz für eine umfassende Risikoaufklärung.

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Marketingmitteilung
Stand 18.08.2023
 

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