2022 war kein gutes Börsenjahr. Bis auf Rohstoffe dürften alle Asset-Klassen das Jahr mit zum Teil dicken Minuszeichen beenden. Auffällig ist, dass sowohl Aktien als auch Anleihen gelitten haben – ein Umstand, der in der Vergangenheit selten zu beobachten war. Europäischen Investoren kam immerhin die Dollar-Entwicklung zugute, die Verluste in US-Titeln begrenzte. Als Hauptbelastungsfaktoren erwiesen sich die hohe Risikoaversion im Zuge des Russland-Ukraine-Krieges sowie die stark gestiegenen Inflationsraten und damit verbunden die Zinserhöhungen der Notenbanken. Dadurch aufgekommene Rezessionssorgen trugen ebenfalls zur Stimmungseintrübung bei.

Geopolitik und Geldpolitik bestimmten das Bild

Ein wesentlicher Einfluss- und Belastungsfaktor der Börsen war die Invasion der Ukraine durch Russland Ende Februar. Diese sorgte für spürbare Unruhe am Markt und führte zu einer deutlich gestiegenen Risikoaversion der Marktteilnehmer. Bei diesem Konflikt kam hinzu, dass die Energiepreise, vor allem der Gaspreis, förmlich explodiert sind, da Russland ein führender Öl- und Gasproduzent ist. In Reaktion auf die Sanktionen westlicher Länder hat Russland den Gashahn für Lieferungen nach Europa weitgehend zugedreht. Darüber hinaus sahen sich viele Unternehmen massiven Lieferkettenproblemen und hohen Frachtraten gegenüber. Nicht zuletzt sorgte die strikte Null-Covid-Politik in China für Unsicherheit und in den letzten Monaten haben sich Rezessionssorgen breit gemacht. Investoren trennten sich vor diesem Hintergrund von risikoreichen Anlageklassen, zu denen unter anderem Aktien zählen.

Daneben schreckten die Inflationsraten auf, die auf beiden Seiten des Atlantiks scheinbar unaufhörlich von einem Hoch zum nächsten eilten. Nach einem gewissen Zögern haben die Notenbanken auf diesen Trend reagiert und wie im Falle der US-Fed massiv die Zinsen angehoben. Die US-Notenbank agiert dabei energischer als in allen vorangegangenen Zinszyklen der letzten Jahrzehnte: Sie hat in diesem Jahr die Zinsen um 425 Basispunkte angehoben. Einhergehend mit den höheren Zinsen sind die Anleiherenditen stark gestiegen, was wiederum die Anleihekurse deutlich unter Druck gebracht hat. Mit den Zinserhöhungen nehmen die Notenbanken bewusst in Kauf, dass die Wirtschaft stark abgebremst wird. In den letzten Monaten haben sich die Konjunkturaussichten deutlich eingetrübt und es steht zu befürchten, dass die Eurozone und die USA in eine Rezession abdriften. Die Zinsstrukturkurven in Deutschland (stellvertretend für die Eurozone) und in den USA deuten zumindest auf eine Rezession hin, denn diese sind invers. Das heißt, die Rendite kürzer laufender Staatsanleihen ist höher als die Rendite länger laufender Staatspapiere. In Deutschland betrug der Renditeabstand zwischen 2- und 10-jährigen Staatsanleihen Mitte Dezember über 30 Basispunkte und war damit so groß wie zuletzt vor 30 Jahren. In den USA muss man sogar bis Anfang der 1980er-Jahre zurückgehen, um auf einen solch großen Renditeabstand wie heuer zu stoßen (rund 80 Basispunkte). Die Märkte haben einen Wirtschaftsabschwung zumindest teilweise eingepreist.

Ein rabenschwarzes Jahr für Anleihen

Die Zinserhöhungen der Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation haben zu einem massiven Anstieg der Anleiherenditen geführt. Der rund 30-jährige Abwärtstrend der Renditen ist zu Ende. Die Renditen deutscher und US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit sind in den letzten beiden Jahren deutlich gestiegen. Deutsche Staatsanleihen in diesem Laufzeitenbereich rentierten Mitte Dezember rund 270 Basispunkte höher als vor zwei Jahren, US-Anleihen über 250 Basispunkte. Die Renditen bewegten sich Mitte des Monats um die Marke von 2 % in Deutschland bzw. 3,5 % in den USA. Davor waren sie sogar noch höher. Die Renditen sind in etwa so hoch wie zuletzt vor über 11 bzw. vor gut 14 Jahren. Da zwischen den Anleihezinsen und -kursen ein inverser Zusammenhang besteht, sind die Anleihekurse einhergehend mit den höheren Zinsen stark gefallen. Europäische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 5-7 Jahren steuern auf die größten Verluste seit Beginn der Währungsunion zu. Deren US-Pendants werden voraussichtlich die größten Verluste seit mindestens 30 Jahren verzeichnen. Schwellenländeranleihen haben noch viel stärker gelitten, da sie besonders sensibel auf Zinsveränderungen und den festen US-Dollar reagieren.

Wertentwicklung ausgewählter Anleihe-Segmente; indexiert, 1.1.2022 = 100 — Quelle: FactSet; Stand per 15. Dezember 2022

Erholungsrally kommt für Aktien zu spät

Den Aktienmärkten erging es zeitweise nicht viel besser und trotz der Erholungsrally im Oktober und November werden sie das Jahr wohl ebenfalls im roten Bereich beenden. Regional betrachtet waren bei den Aktienmärkten zwischenzeitlich zwar unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. In den letzten Wochen hat sich die Performance der verschiedenen Indizes aber wieder angenähert. Stand Mitte Dezember waren aus Sicht europäischer Investoren der US-Markt gemessen am S&P 500 und der europäische Markt – abgebildet mit dem Stoxx Europe 600 – in etwa gleich auf. Hierbei hat die Währungsentwicklung eine große Rolle gespielt. Denn der US-Dollar hat sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber den meisten anderen Währungen in diesem Jahr (deutlich) aufgewertet, wodurch die Verluste begrenzt wurden. In lokaler Währung ergibt sich ein anderes Bild: In dieser Betrachtungsweise steuert der S&P 500 auf seinen größten Verlust seit der Finanzkrise zu. Schwellenländer-Aktien zählen ebenfalls zu den großen Verlierern, auch wenn der MSCI Asia Pacific im November den stärksten Monatsanstieg seit acht Jahren verzeichnete.

Wertentwicklung ausgewählter Aktien-Indizes in Euro; indexiert, 1.1.2022 = 100 — FactSet; Stand per 15. Dezember 2022

Gold nur bedingt ein sicherer Hafen, Rohstoffe profitierten hingegen

Der feste US-Dollar und vor allem die gestiegenen Zinsen und Renditen haben Gold in diesem Jahr zugesetzt. Trotz der Schwäche der Anleihe- und Aktienmärkte ist auch Gold auf der Verliererseite zu finden, da Gold keine Zinsen abwirft und somit als Anlagealternative in diesem Umfeld weniger attraktiv ist. Das Minus fällt aber nur moderat aus, womit sich Gold angesichts der Verluste an den anderen Märkten doch noch passabel geschlagen hat. Aus Sicht europäischer Investoren hat sich eine Anlage in Gold wegen der Währungsentwicklung (Gold wird traditionell in US-Dollar notiert) zudem gelohnt – in Euro gerechnet ist es in diesem Jahr im Plus.

Größter Gewinner waren heuer Rohstoffe, die allerdings von ihren starken Preisanstiegen in den ersten Monaten des Jahres profitieren. Dabei spielten insbesondere die stark gestiegenen Energiepreise eine Rolle. In der zweiten Jahreshälfte gingen die sich eintrübenden Konjunkturaussichten nicht spurlos an den Rohstoffen vorüber, so dass gerade zyklische Rohstoffe wie Industriemetalle und Energieträger zur Schwäche tendierten. Insgesamt betrachtet werden Rohstoffe aller Voraussicht nach das vierte Jahr in Folge Gewinne verzeichnen.

Auf den Punkt gebracht

An den Börsen war in diesem Jahr ein ungewöhnlicher Gleichlauf zu beobachten: Anleihen und Aktien bewegten sich in die gleiche Richtung. Dadurch war keine Diversifikation möglich, selbst wenn man in mehreren Asset-Klassen investiert war. Vermeintlich sichere Anleihen haben zum Teil mehr verloren als die normalerweise volatileren Aktien. Aus Sicht europäischer Investoren hat der feste US-Dollar größere Verluste bei US-Titeln begrenzt. Wie es 2023 an den Märkten weitergeht, wird maßgeblich davon abhängen, ob es den Notenbanken gelingt, die Inflation einzudämmen, ohne zu sehr die Wirtschaft zu belasten.

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Marketingmitteilung
Stand 17.11.2022

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