Im Archiv des Bankhaus Spängler hat sich ein erstaunliches Dokument erhalten: Alois Spänglers „Schutzpocken-Impfungs-Schein“ von 1811. Der Schein bestätigt, dass er im Jahr 1805 als Fünfjähriger „mit Schutzpocken geimpft wurde“, die ihn seither „vor der Blattern-Krankheit“ schützten. Alois Spängler wurde später ein erfolgreicher Kaufmann, Bankier und Bürgermeister der Stadt Salzburg. Er war der Vater von Carl Spängler I. – dem Gründer des Bankhaus Spängler.

Schutzpocken-Impfungs-Schein

Alois Spänglers „Impfungs-Schein“ ist eines der ältesten Zeugnisse der Pockenimpfung in Salzburg. Die Pocken, auch als „Blattern“ bezeichnet, zählten bis ins 20. Jahrhundert zu den gefährlichsten Viruserkrankungen. Seit 1796 gab es in England und seit 1799 auch in Österreich eine erfolgreiche Impfung dagegen. Sie war die erste moderne Impfung überhaupt. Doch was hat es mit der Formulierung auf sich, dass er „mit Schutzpocken“ geimpft wurde? Wollte man sich nun gegen oder mit Pocken schützen?

Altes Schriftstück mit dem Titel "Schusspocken-Impfungs-Schein"
Originaltext des Impfungs-Scheins: Daß im königlich-baierischen Gerichts-Bezirke der Stadt Salzburg zu Salzburg der Pfarrey des Domes den 19ten des Monats May und Jahres 1805 mit Namen Louis [= Alois] Spängler in seinem 6ten Jahre mit Schutzpocken geimpft wurde, welche sich bey der am 10ten Tage nach der Impfung erfolgten genauen Untersuchung der Form und Verlauf gemäß als ächt erwiesen, und benanntes Individuum vor der Blattern-Krankheit schützen, dafür verbürgt sich − Gegeben zu Salzburg den 5ten May im Jahre 1811 − d‘Outreport

Die Geschichte der Pocken

Die Pocken sind seit über 3.000 Jahren bekannt. Zu manchen Zeiten war das Pockenvirus für mehr als zehn Prozent der Todesfälle auf der Welt verantwortlich. Im 17. Jahrhundert erkrankten mehr Menschen an den Pocken als an Pest, Syphilis oder Lepra. Das Pockenvirus ist gleichzeitig die erste Krankheit, gegen die eine wirksame Impfung entwickelt wurde und die weltweit ausgerottet werden konnte.

Schon vor Jahrhunderten hatte man in China und Indien erkannt, dass eine gezielte Infektion mit Pocken spätere Ansteckungen verhindern konnte. Über den arabischen Raum und die Türkei kam diese Methode 1721 nach England. Sie hatte allerdings den großen Nachteil, dass die absichtliche Infektion manchmal genau so sehr schwer verlief, wie die, vor der man sich eigentlich schützen wollte.

Entscheidender Durchbruch

Erst 1796 kam es zum entscheidenden Durchbruch: Der Engländer Edward Jenner entdeckte, dass eine Impfung mit relativ harmlosen Kuhpocken auch gegen die gefährlichen Menschenpocken immunisierte. Die „Schutzpocken“, die Alois Spängler eingeimpft wurden, waren also Kuhpocken. Daher ist es verständlich, dass der englische Begriff „vaccination“ für Impfung vom lateinischen „vacca“ für Kuh abgeleitet wurde.

Alois Spänglers „Impfungs-Schein“ wurde zu einem Zeitpunkt ausgestellt, als Salzburg gerade Teil des Königreiches Bayern war; erst 1816 kam es endgültig zu Österreich. Unterschrieben ist das Dokument von Joseph Servatius d’Outreport, Professor für Geburtshilfe an der medizinischen Fakultät in Salzburg.

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