Das Gebäude der Spängler-Niederlassung in Zell am See, das ehrwürdige „Kastnerhaus“, blickt auf eine bewegte Geschichte. Vor dem Kauf durch das Bankhaus Spängler im Jahr 1935 war es Sitz der Lammer-Bank, der ersten und bisher einzigen von einer Frau gegründeten Bank Österreichs. Über das schillernde Leben der Bankgründerin Auguste Lammer könnte man einen Film drehen. Fast hätte ein mutmaßliches Gemälde von Leonardo da Vinci den Einzug des Bankhaus Spängler ins „Kastnerhaus“ verhindert.

Auguste Caroline Lammer

Auguste Caroline Lammer wurde 1885 in Wien geboren, stammte aus einfachen Verhältnissen, war aber überaus talentiert und fleißig. Schon mit 21 Jahren leitete sie die Filiale einer oberösterreichischen Bank in Bad Ischl. Am 15. Juli 1920 eröffnete sie in Zell am See ihr eigenes Kreditinstitut, das Bankhaus A. Lammer & Co. Ihr Gesellschafter war Frank Whitehead, der Schwager von Georg Ritter von Trapp. Dieser lebte damals am Zeller See und wurde später durch den Hollywoodfilm „Sound of Music“ weltberühmt.

Eine verhängnisvolle Bekanntschaft

Das Bankhaus Lammer, in bester Lage am Stadtplatz neben dem mittelalterlichen Vogt-Turm, wurde zu einer Institution. Auguste Lammer war eine tatkräftige und einnehmende Persönlichkeit. Zahlreiche Pinzgauer aus allen Gesellschaftsschichten vertrauten ihr ihre Ersparnisse an. Der größte Einleger war Georg Ritter von Trapp mit einem Großteil seines liquiden Vermögens. Die Region profitierte vom florierenden Fremdenverkehr, was wiederum der Bank zugutekam. Auch das Bankhaus Spängler eröffnete 1923 eine Filiale in Zell am See, um von der Konjunktur im Tourismus zu profitieren. Unter den „Zugereisten“ im Pinzgau befand sich in dieser Zeit der Münchner Kunsthändler Hugo von Grundherr zu Altenthann, der im Schloss Mittersill residierte. Auguste Lammers Bekanntschaft zu diesem weltgewandten Lebemann sollte ihr zum Verhängnis werden. Es wurde gemunkelt, die beiden hätten ein Verhältnis, was aber nicht bewiesen ist. Jedenfalls gewährte Lammer ihm – wohl aus Gefälligkeit und Leichtsinn – immer neue Kredite, die insgesamt weit über den Wert seiner Sicherheiten hinausgingen. Grundherr war mit Abstand der größte Schuldner der Lammer-Bank, was für diese ein großes Klumpenrisiko darstellte. Grundherr verpfändete unter anderem seine Bibliothek und ein Gemälde, das angeblich von Leonardo da Vinci stammte. Das Bild zeigt Maria, wie sie dem Christuskind ihre Brust gibt. Diesen Bildtyp nennt man „Maria lactans“ („stillende Maria“). Da rechts im Hintergrund eine Verteidigungsanlage zu sehen ist, wird das Gemälde auch als „Madonna vor dem Kastell“ bezeichnet. Der rauchige Malstil erinnert eindeutig an Leonardo, könnte aber auch von einem anderen Künstler nachgeahmt worden sein.

Das „Leonardo-Gemälde“

1933 verhängte Deutschland die „Tausend-Mark-Sperre“ über Österreich. Dies traf den Fremdenverkehr und die Lammer-Bank hart. Noch schwerer wog für Auguste Lammer allerdings die Zahlungsunfähigkeit Hugo von Grundherrs, die immer offensichtlicher wurde. Alle Versuche, Interessenten für sein verpfändetes „Leonardo-Gemälde“ zu finden, scheiterten, da niemand in dieser schwierigen Zeit den gewünschten Preis bezahlen wollte. 1935 ging das Bankhaus A. Lammer & Co. schließlich in Konkurs. Viele Pinzgauer verloren dadurch ihre Ersparnisse, auch Georg Ritter von Trapp. Auguste Lammer wollte den Schaden noch aus dem Gefängnis gutmachen und korrespondierte weiter mit möglichen Interessenten für das „Leonardo-Gemälde“. Aber es war vergeblich. Sie erkrankte an der Lunge und starb 1937 im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Ob das Kunstwerk wirklich von Leonardo selbst oder einem Nachahmer stammt, weiß man bis heute nicht. Über Umwege gelangte es in den Besitz des deutschen Staates. Heute ist es im Wallraf-Richartz-Museum in Köln untergebracht. 

Was wäre, wenn...

Hätte Auguste Lammer einen geeigneten Käufer für die „Madonna vor dem Kastell“ gefunden, wäre ihr der Konkurs vermutlich erspart geblieben. Das Bankhaus Spängler hätte das „Kastnerhaus“ nicht aus der Konkursmasse gekauft und seine Zeller Filiale nicht darin untergebracht. Georg Ritter von Trapp hätte sein Vermögen nicht verloren und wäre wohl nicht dazu gezwungen gewesen, mit seinen Kindern in den USA als „Trapp Family Singers“ aufzutreten. „Sound of Music“ wäre nie gedreht worden, und Salzburg hätte einen weltberühmten Werbeträger weniger.

Kastnerhaus am Stadtplatz in Zell am See von außen (Niederlassung des Bankhaus Spängler), nebenbei der Vogtturm
Die heutige Spängler-Niederlassung in Zell am See

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