Auch wenn Zinserhöhungen vorerst nicht auf der Agenda stehen, so setzen sowohl die EZB als auch die Fed erste kleine Schritte in Richtung einer geldpolitischen Straffung. Demnach stellen beide Zentralbanken angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Erholungen einen baldigen Beginn der Drosselung ihrer pandemiebedingten Anleihenkaufprogramme in Aussicht.

EZB: Drosselung des Notfallkaufprogramms

Im Rahmen der jüngsten Zinssitzung im September 2021 hat die Europäische Zentralbank ihre Zinspolitik erneut unverändert belassen. So bleibt der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld weiterhin bei 0,00 %, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 0,25 % und der Einlagensatz bei -0,50 % (Grafik 1).

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Grafik 1: EZB-Leitzins und 3-M-EURIBOR — Zu Grafik 1: Die Angaben basieren auf Vergangenheitswerten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: European Money Markets Institute, Eurostat, European Central Bank und Factset, Stand: 22.10.2021

Neue Beschlüsse gab es hingegen beim Tempo des im Zuge der Pandemie eingeführten PEPP-Notfallkaufprogramms. So entschied die EZB, dieses aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklungen im vierten Quartal leicht zu verringern. Das PEPP-Volumen von EUR 1,85 Billionen sowie der fixierte früheste Auslauftermin im März 2022 bleiben vorerst unverändert. Der genaue weitere Fahrplan für das PEPP-Programm dürfte dann zu Jahresende bei der Zinssitzung am 16. Dezember festgelegt werden. Die EZB gab zudem zu verstehen, dass es sich bei dieser Maßnahme nicht um das sogenannte „Tapering“ handelt, sondern dass das Pandemie-Notfallkaufprogramm lediglich an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werde. Als Tapering werden Maßnahmen zum schrittweisen Abbau geldpolitischer Maßnahmen bezeichnet. Dieser größere Schritt wird erst dann erfolgen, wenn die Pandemie zu keinen weiteren Beeinträchtigungen für die europäische Wirtschaft führt.

Dazu werden die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie weiter genauestens beobachtet. Auch wenn eine breite Erholung bereits eingesetzt hat, so gefährden erneut steigende Corona-Fallzahlen und die Ausbreitung der Delta-Variante eine volle Öffnung der Wirtschaft. Es wird somit noch einige Zeit dauern, bis der von der Pandemie verursachte Schaden für die Konjunktur vollständig behoben sein wird. Auch wenn die Inflation im September erneut kräftig angestiegen ist und mit 3,4 % deutlich über dem von der EZB angestrebten Inflationsziel von 2,0 % liegt, sehen die Währungshüter diese Entwicklung weiterhin als ein temporäres Phänomen, das im Wesentlichen auf die Coronakrise zurückzuführen sei (Grafik 2). Das oberste Ziel der Europäischen Zentralbank ist nach wie vor, günstige Finanzierungsbedingungen an den Märkten zu gewährleisten. Dementsprechend ist mit einer Erhöhung der Leitzinsen auch bei der nächsten Zinssitzung am 28. Oktober nicht zu rechnen.

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Grafik 2: Inflation Eurozone — Zu Grafik 2: Die Angaben basieren auf Vergangenheitswerten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: European Money Markets Institute, Eurostat, European Central Bank und Factset, Stand: 22.10.2021

Fed: Tapering in Aussicht

In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es bereits konkrete Anzeichen für einen baldigen Start des Taperings. Wie aus dem Protokoll der letzten Leitzinssitzung der US-Notenbank im September hervorgeht, könnte ein Zurückfahren der umfangreichen Anleihenkäufe bereits bei der nächsten Sitzung Anfang November beschlossen und damit Mitte November oder Dezember begonnen werden. Ein Tapering-Abschluss scheint aus jetziger Sicht um Jahresmitte 2022 angemessen.

Derzeit kauft die Notenbank Fed zur Stabilisierung der Wirtschaft monatlich Staats– und Hypothekenanleihen in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar. Eine Drosselung dieser Käufe ist stark von der Arbeitsmarkt– und Inflationsentwicklung in den USA abhängig. So sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf Wochensicht zuletzt so niedrig wie noch nie seit Beginn der Pandemie ausgefallen. Und auch der beständige Rückgang der US-Arbeitslosenquote spricht für eine Erholung des Arbeitsmarkts (Grafik 3). Zusätzlich ist die Wirtschaft laut dem kürzlich veröffentlichten Konjunkturausblick der Fed zuletzt in einem mäßigen bis moderten Tempo gewachsen und auch der Ausblick für die nähere Zukunft bleibe insgesamt positiv. Die überraschende Beschleunigung des ohnehin starken Preisauftriebs in den USA von zuletzt +5,4 % zum Vorjahresmonat erachtet die Notenbank unterdessen als vorübergehend, auch wenn ihrer Einschätzung nach Materialengpässe und Lieferkettenprobleme bis ins nächste Jahr zu spüren sein dürften. Insgesamt stehen alle Anzeichen jedoch für eine Verkündung des Taperings noch bei der nächsten Notenbanksitzung im November. Der genaue Startzeitpunkt und der Umfang der Drosselung sollten dann auch beschlossen werden.

Während ein Zurückfahren der Anleihenkäufe an den Märkten bereits als beschlossene Sache gehandelt wird, zeigt sich bei der Erhöhung der amerikanischen Leitzinsen ein anderes Bild. Diese sind bei der letzten Sitzung im September unverändert niedrig in einer Spanne von 0,00 bis 0,25 Prozent belassen worden. Dabei lässt sich die Fed weiter nicht in die Karten blicken und beharrt auf ihrer Meinung, dass der zuletzt starke Inflationsanstieg nur von vorübergehender Natur sei (Grafik 4). Demnach ist frühestens im kommenden Jahr mit einer Zinserhöhung zu rechnen.

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Grafik 3: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und Arbeitslosenquote USA — Zu Grafik 3: Die Angaben basieren auf Vergangenheitswerten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: U.S. Department of Labor, Federal Reserve Bank und Factset, Stand: 22.10.2021
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Grafik 4: US-Inflation und Fed Leitzinssatz — Zu Grafik 4: Die Angaben basieren auf Vergangenheitswerten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: U.S. Department of Labor, Federal Reserve Bank und Factset, Stand: 22.10.2021

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