Ende des Zinserhöhungszyklus der EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer letzten Sitzung im September die Leitzinsen erneut angehoben. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt jetzt bei 4,5 %, der Einlagesatz bei 4,0 %, so hoch wie nie zuvor (Grafik 1). Die jüngste Zinserhöhung war die zehnte in Folge – und stellt wahrscheinlich die letzte im Zinserhöhungszyklus der EZB dar, der im Sommer vergangenen Jahres begonnen hat. Denn EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Zins-Sitzung die Tür für weitere Zinserhöhungen weitgehend geschlossen. Zugleich hat sie betont, dass neben der Höhe des Zinses die Dauer ausschlaggebend sei. Nach Einschätzung der EZB-Experten wirkt die straffere Geldpolitik und bremst spürbar die Wirtschaft, was mittelfristig die Inflation dämpfen sollte. Bei den Wertpapierkaufprogrammen APP und PEPP gab es keine Änderungen. Im Rahmen des APP werden auslaufende Anleihen weiterhin nicht reinvestiert, was zu einem monatlichen Abbau der Bilanz um durchschnittlich 25 Mrd. Euro führt. Die Rückflüsse aus dem PEPP werden hingegen wie geplant bis Ende 2024 wieder angelegt.

Leitzinsen im Überblick — Zu Grafik 1: Die Angaben basieren auf Vergangenheitswerten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: Factset Stand: 20.09.2023

Die Marktteilnehmer:innen sind ebenfalls der Meinung, dass die EZB die Zinsen nicht mehr weiter erhöht. Vielmehr ist mittlerweile die Frage aufgekommen, wann bzw. wie schnell die EZB in Anbetracht eines drohenden Wirtschaftsabschwungs die Zinsen wieder senkt. Der Markt hat aktuell eine erste Zinssenkung für Juni 2024 vollständig eingepreist. Allerdings dürfte die Inflation bis dahin weiter deutlich über der EZB-Zielmarke von 2 % liegen, was eine mögliche Zinssenkung höchst unsicher macht (Grafik 2).

Gegen eine baldige Zinssenkung spricht aus heutiger Sicht, dass der unterliegende Preisauftrieb in der Eurozone nur langsam nachlässt. Der starke Anstieg der Ölpreise in den letzten Monaten wirkt sogar wieder inflationsbeschleunigend und die Nahrungsmittelpreise sind weiterhin hoch. Die Unternehmen haben zwar wahrscheinlich ihre gestiegenen Kosten zum Großteil an die Verbraucher:innen weitergegeben, aber mit den kräftig steigenden Löhnen steht ihnen eine neue Kostenwelle ins Haus. Sollte die EZB die Zinsen zu früh senken, könnte dies ihre bisherigen Bemühungen zur Bekämpfung der Inflation konterkarieren. Auf der anderen Seite sprechen die sich merklich eintrübenden Wirtschaftsaussichten für eine Zinssenkung in absehbarer Zeit. Vor allem für die Industrie in der Eurozone ist die Lage kritisch. Die Industrie leidet unter der schwachen globalen Nachfrage und der durch die Euro-Aufwertung verschlechterten preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Letzteres spiegelt sich unter anderem in rückläufigen Neubestellungen wider. Darüber hinaus dämpfen die deutlich verschlechterten Finanzierungsbedingungen und die stark gestiegenen Baukosten die Nachfrage nach Bauleistungen. Und mittlerweile ist der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor auf ein so niedriges Niveau gefallen, bei dem die Wirtschaft in der Vergangenheit zumeist geschrumpft ist. Dieser Indikator gilt als das verlässlichste Konjunkturbarometer für die Eurozone. Außerdem bremst die Anhebung des EZB-Leitzinses um inzwischen 450 Basispunkte die Konjunktur in allen Euro-Ländern. Die EZB befindet sich also in einem Dilemma: Auf der einen Seite muss sie zwar die weiterhin hartnäckige Inflation bekämpfen, auf der anderen Seite droht die Wirtschaft aber in eine Rezession abzurutschen.

Die Fed hat pausiert

Die US-Notenbank Fed hat auf ihrer letzten Sitzung im September abermals eine Pause eingelegt und die Zinsen nicht weiter angehoben. Die Obergrenze der Leitzinsen bleibt somit bei 5,5 % (Grafik 1). Ob die Fed damit ihren Zinserhöhungszyklus beendet hat, ist noch nicht klar. Denn der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hat sich auf der Pressekonferenz alle Optionen offen gehalten und die weitere Geldpolitik datenabhängig gemacht. Zugleich projizieren die Fed-Mitglieder in ihren aktualisierten Prognosen nach wie vor einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr. Denn die US-Konjunktur zeigt sich bislang äußerst robust. Die Marktteilnehmer:innen sind sich uneinig, ob die Fed nochmals die Zinsen anhebt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung liegt bei rund 50 %. Ähnlich wie die EZB hat auch die Fed betont, dass nicht ausschlaggebend ist, wie hoch die Zinsen sind, sondern wie lange sie auf einem erhöhten Niveau beibehalten werden. Eine weitere Parallele zur EZB ist, dass die Marktteilnehmer:innen im nächsten Jahr Zinssenkungen von der Fed erwarten. Die erste Zinssenkung ist für Juli 2024 vollständig eingepreist.

Kern-Inflationsrate geht langsam zurück — Zu Grafik 2: Die Angaben basieren auf Vergangenheitswerten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Quelle: Factset Stand: 29.09.2023

Die Fed hätte durchaus Spielraum, die Zinsen weiter anzuheben. Denn trotz einer jüngsten Beruhigung zeigt sich der US-Arbeitsmarkt nach wie vor sehr robust: Es werden immer noch viele neue Stellen geschaffen, die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt hoch und die Anzahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe ist niedrig. Die US-Wirtschaft ist in diesem Jahr bislang deutlich gewachsen. Allerdings war der private Verbrauch zuletzt nicht mehr so dynamisch, da offenbar ein Großteil der coronabedingten Ersparnisse aufgebraucht ist. Und auch der Wohnungsbau schwächelt. Zudem wird die straffere Geldpolitik der Fed erst noch ihre volle Wirkung entfalten, was die Konjunktur belasten dürfte. Für die US-Wirtschaft bestehen also Abwärtsrisiken. Sollte sie spürbar an Schwung verlieren oder gar in eine Rezession abrutschen, könnte die Fed gegensteuern. Dies erklärt die Zinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer:innen im nächsten Jahr. Die Fed selbst geht im kommenden Jahr übrigens von zwei Zinssenkungen à 25 Basispunkte aus.

Ein Blick auf die Inflation zeigt, dass die Fed trotz der bisherigen Zinserhöhungen um 525 Basispunkte seit Frühjahr letzten Jahres noch nicht ihr Ziel erreicht hat. Zuletzt ist die Inflation sogar wieder etwas gestiegen, da die Benzinpreise deutlich angezogen haben. Dies dürfte aber keine Trendwende darstellen. Denn die Mieten, die der wichtigste Ausgabenposten sind, steigen mittlerweile langsamer und es deutet sich eine weitere Entspannung an. Allerdings bleibt der Lohndruck aufgrund des engen Arbeitsmarktes hoch, so dass es bis zum 2 %-Ziel der Fed noch ein langer Weg ist (Grafik 2).

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Marketingmitteilung
Stand 12.10.2023

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