EZB – Job erledigt

Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt dabei: Wie schon im Juli wurde auch bei der Sitzung im September der Leitzins unverändert belassen. Seit Beginn des Zinssenkungszyklus im Juni 2024 hat sie die Zinsen achtmal reduziert, insgesamt um 200 Basispunkte. Dabei teilen sich die Schritte je zur Hälfte auf die Jahre 2024 und 2025 auf. Der Einlagesatz liegt somit unverändert bei 2,00 % und der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,15 %. 

Die Entscheidung zur erneuten Zinspause spiegelt die Einschätzung der EZB wider, dass die Inflation im Euroraum nahe am angestrebten Ziel von 2 % liegt und die Konjunktur sich zwar langsam, aber robust entwickelt. Nach den neuesten Projektionen wird die Teuerung 2025 bei 2,1 %, 2026 bei 1,7 % und 2027 bei 1,9 % erwartet. Auch die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) dürfte im gleichen Zeitraum sukzessive sinken und im Jahr 2027 auf 1,8 % fallen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass der Disinflationsprozess vorerst abgeschlossen sei. Weitere Zinssenkungen werden nur bei deutlicher Änderung der Datenlage ins Auge gefasst. Bei der Pressekonferenz hob sie in diesem Zusammenhang politische und wirtschaftliche Unsicherheiten hervor, etwa die Haushaltssituation in Frankreich und die weiterhin fragile Weltkonjunktur.

Einige Marktteilnehmer:innen stellen sich mittlerweile die Frage, ob die EZB die Geldpolitik nicht schon zu sehr gelockert hat. Denn der aktuelle Zins liegt schon unter dem sogenannten neutralen Zins. Dieser wird mit 3 % angesetzt – unter der Annahme, dass die Eurozone ein Potenzialwachstum von 1 % aufweist und die Inflation 2 % beträgt. Ein neutraler Zins von 3 % besagt, dass auf diesem Niveau die Wirtschaft weder gebremst noch stimuliert wird. Durch das aktuelle Zinsniveau von rund 2 % wird zwar die Konjunktur angeschoben, aber auch die Inflation. Daher sind weitere Zinssenkungen riskant. Die Finanzmärkte sehen die EZB aktuell eher am Ende ihres Zinssenkungszyklus, die Wahrscheinlichkeit weiterer Senkungen ist laut Analysten gering, solange sich Inflation und Konjunktur stabil zeigen. Die an den Märkten gepreisten Terminsätze spiegeln die Erwartung wider, dass das aktuelle Zinsniveau für mehrere Monate Bestand haben wird, zumal die EZB mit ihrer Kommunikation die Märkte auf eine längere Seitwärtsphase einstimmt.

Im Vergleich zur US-Notenbank Federal Reserve zeigt sich 2025 ein markanter Unterschied in der geldpolitischen Strategie. Die Fed hat ihren Leitzins länger hoch gehalten und setzt weiterhin auf eine restriktivere Zinspolitik, da die Inflation in den USA nach wie vor deutlich über dem Zielwert liegt und die Konjunktur starken Schwankungen unterliegt. Aktuell liegt der Leitzins der Fed über dem der EZB, was eine Zinsdifferenz zwischen Euro und US-Dollar schafft, die grundsätzlich auch Auswirkungen auf den Wechselkurs haben sollte.

Zusammenfassend bleibt der Einlagesatz bei 2 %, eine Zinssenkung wird bei den restlichen beiden Sitzungen des Jahres (30. Oktober und 18. Dezember) als unwahrscheinlich eingeschätzt. Der Markt vertraut vorerst auf Stabilität.

Geldpolitik: Die EZB ist fertig, die Fed legt wieder los. — Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Die angeführten Prognosen beruhen auf angemessenen, durch objektive Daten gestützten Annahmen bezogen auf den oben angeführten Zeitraum. Stand per 01.10.2025 | Quelle: EZB, Fed, FactSet

US-Fed – Zinssenkung mit Augenmaß

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat im September 2025 erwartungsgemäß den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 % gesenkt. Diese Entscheidung wurde mit breitem Konsens getroffen, lediglich der neu ernannte, Trump-nahe Gouverneur Stephen Miran sprach sich für eine stärkere Senkung um 50 Basispunkte aus.

Die Zinssenkung markiert das Ende einer neunmonatigen Phase stabiler Zinsen. Die Fed begründet ihren Schritt mit einer veränderten Risikoeinschätzung: Während Inflation und Arbeitslosigkeit leicht gestiegen sind, wird dem Arbeitsmarkt nun ein höheres Gewicht beigemessen. Die Fed sieht zunehmende Abwärtsrisiken für die Beschäftigung, was eine vorsichtige Lockerung der Geldpolitik rechtfertigt. Der sogenannte „Dot Plot“ – die Zinsprojektionen der FOMC-Mitglieder – deutet auf zwei weitere Zinssenkungen im Jahr 2025 hin. Allerdings ist die Bandbreite der Erwartungen groß: Die Prognosen für den Leitzins Ende 2025 reichen von 2,9 % bis 4,4 %. Dies spiegelt die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung wider. Die Fed betont, dass es derzeit keinen risikofreien geldpolitischen Pfad gibt.

In der Pressekonferenz bezeichnete Fed-Chef Jerome Powell die Entscheidung als „Risiko-Management-Maßnahme“. Er hob die schwierige Lage zwischen dem Ziel der Vollbeschäftigung und der Kontrolle der Inflation hervor. Die Fed sei beeindruckt von den schwachen Arbeitsmarktdaten seit April, insbesondere dem Rückgang bei Neueinstellungen. Gleichzeitig warnte Powell vor anhaltenden Inflationsrisiken und sprach sich gegen größere Zinsschritte aus.

Politisch bleibt die Unabhängigkeit der Fed ein zentrales Thema. Powell betonte, dass die Fed unabhängig von parteipolitischen Interessen agiere – ein klarer Seitenhieb auf das Weiße Haus. Die Rolle von Miran, der offen für aggressivere Zinssenkungen plädiert, wird kritisch gesehen. Seine Haltung könnte ein Vorgeschmack auf eine politisierte Fed sein. Auch wenn Fed-Gouverneurin Lisa Cook vorerst ihren Posten behalten kann, zeigt es, dass sich die Fed vielleicht stärker verändern könnte. Dies gilt umso mehr, als Präsident Trump bald einen Nachfolger für den amtierenden Fed-Vorsitzenden Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet, nominieren wird.

Die Marktteilnehmer:innen erwarten von der Fed heuer zwei weitere Zinssenkungen – eine im Oktober und eine im Dezember. Für nächstes Jahr sind drei Zinssenkungen eingepreist. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone würde also wieder etwas schrumpfen. Die Fed bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Unsicherheit und politischem Druck. Die aktuelle Zinssenkung ist Ausdruck eines vorsichtigen Kurses, der auf der Datenlage und Risikomanagement basiert. Doch die Zukunft der US-Geldpolitik bleibt angesichts der politischen Entwicklungen ungewiss.

Inflation: In der Eurozone auf Ziel, in den USA zu hoch. — Bei der Prognose handelt es sich um keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung. Die angeführten Prognosen beruhen auf angemessenen, durch objektive Daten gestützten Annahmen bezogen auf den oben angeführten Zeitraum. Stand per 01.10.2025 | Quelle: Eurostat, Bureau of Labor Statistics, FactSet

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Marketingmitteilung
Stand 20.10.2025

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