(05.09.2025, Salzburg) - "In der Eurozone scheint sich die Stimmung in den Unternehmen weiter zu verbessern. Vor allem die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe blicken optimistischer in die Zukunft", sagt Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler in seinem aktuellen Kapitalmarktupdate. "Dabei spielen die Zinssenkungen der EZB wahrscheinlich die Hauptrolle, denn niedrigere Zinsen führen zu verstärkten Investitionen." In den USA hat sich die Stimmung dagegen weiter eingetrübt.
Die lockerere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank überlagere die US-Zölle. Der Industrie-PMI (Purchasing Managers Index) - ein auf Umfragen unter Einkaufsmanager:innen basierender Wirtschaftsindikator, der die wirtschaftliche Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe misst - hat sich seit Jahresbeginn kontinuierlich verbessert und liegt nun erstmals seit drei Jahren wieder im expansiven Bereich über 50. In den USA sehen Unternehmen die erratische Wirtschaftspolitik der Regierung hingegen kritisch. Zudem hat sich der private Konsum abgeschwächt.
Inflation in USA noch nicht besiegt
Die Inflation liegt in den USA weiter klar über dem Fed-Ziel von 2 Prozent. Im Juli stieg die Teuerungsrate um 2,7 Prozent, vor allem wegen teurerer Dienstleistungen. Die Produzentenpreise sprangen um 3,3 Prozent nach oben. "Die US-Zölle wurden nur teilweise an die Verbraucher:innen übergewälzt", erklärt Dürnberger. Viele Ökonomen erwarten aber, dass sich die Zölle künftig stärker auf die Preise durchschlagen werden. Fed-Chef Powell deutete auf der Jackson Hole-Konferenz baldige Zinsschritte nach unten an. Die Marktteilnehmer:innen erwarten bis Jahresende eine Zinssenkung um 50 Basispunkte.
Deutsche Staatsanleihen durch Fiskalpläne unter Druck geraten
In Deutschland stiegen die Renditen am langen Ende der Zinskurve. "Der Fokus liegt auf den schuldenfinanzierten Ausgabenplänen der deutschen Regierung für Verteidigung und Infrastruktur", erklärt Dürnberger. Die Marktteilnehmer:innen fordern höhere Risikoaufschläge für längere Laufzeiten. Die Renditeaufschläge anderer Eurozone-Länder gegenüber Deutschland sind heuer meist geschrumpft. Eine Ausnahme ist Frankreich, wo eine Regierungskrise droht, sollte der Premierminister die angekündigte Vertrauensfrage verlieren.
Aktien: Kleine Unternehmen in Europa im Aufwind
In den USA haben große Unternehmen die kleinen abgehängt. "Dies ist überraschend, da kleine Unternehmen weniger von Zöllen betroffen sein sollten", so Dürnberger. “Die großen Technologieunternehmen werden weiter vom KI-Boom getragen. In Europa dagegen entwickelten sich kleine Unternehmen seit Jahresmitte besser als große.” Grund ist laut dem Asset Manager des Bankhaus Spängler ihr europäischer Fokus, wodurch sie US-Zölle besser verkraften. Zudem entwickeln sich kleine Unternehmen in disinflationären Zeiten traditionell besser.
Indien im Fokus wegen US-Zöllen
Für indische Produkte gelten seit kurzem 50-Prozent-Zölle in die USA, da Indien weiter russisches Öl importiert. Nach China ist Indien der größte Ölkunde Russlands. "Indien ist die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und soll bis 2030 Japan und Deutschland überholen", erklärt Dürnberger. Das starke Bevölkerungswachstum und Reformen begünstigen die Entwicklung. “Wir beobachten Indien laufend, haben das Land aber noch nicht in unsere Allokation aufgenommen.”
Spängler Asset Management bleibt neutral positioniert
Was bedeutet das alles für Anleger:innen, wie ist das Spängler Asset Management aktuell positioniert? “Wir bleiben bei Aktien neutral und haben die USA und Europa in etwa gleichgewichtet”, sagt Dürnberger. “China bleibt beigemischt. Im Anleihebereich liegt unser Schwerpunkt im Segment beste Bonität weiter im mittleren Laufzeitenbereich. Dagegen haben wir bei Unternehmensanleihen und High Yield-Anleihen eine verkürzte Laufzeitenstruktur. Schwellenländer-Anleihen sind weiter beigemischt. Wir haben alle Anleihe-Investitionen in Euro währungsgesichert. Gold bleibt Teil unserer Allokation.”