(11.12.2023, Salzburg) - Die Anzeichen für eine Rezension im Euroraum verdichten sich. Darauf deutet insbesondere der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der als verlässlichster Konjunkturparameter für die Eurozone gilt. Sein Wert liegt aktuell weiter auf einem Niveau, bei dem die Wirtschaft in der Vergangenheit in der Regel geschrumpft ist. Die Aussichten für Anleger:innen bleiben also volatil. Dennoch gibt es weiterhin Chancen auf gute Renditen. “Das Jahr 2023 war jedenfalls - mit wenigen Ausnahmen - ein gutes Jahr für Aktien”, erörtert Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler, in seinem aktuellen Kapitalmarktupdate.
Betrachtet man die Entwicklung im heurigen Jahr, haben US-Aktien mit einem Plus von 15,1 Prozent, Stand Ende November, deutlich die Nase vorn. “Die Kurse wurden insbesondere vom KI-Boom und groß kapitalisierten Technologiewerten nach oben gezogen”, erklärt Dürnberger. Dahinter folgen Japan (plus 9 Prozent) sowie Europa (plus 7,5 Prozent). Enttäuschend schneiden hingegen chinesische Aktien ab (minus 9,4 Prozent). “Die hohen Erwartungen nach dem Ende der Corona-Restriktionen wurden hier noch nicht erfüllt. Vielmehr hält der schwächelnde Immobiliensektor die Aktienmärkte in China in Schach”, so der Asset Manager.
Anleihen haben es schwer, Gold wieder als sicherer Hafen gefragt
Anleihen haben es trotz des jüngsten Kursanstiegs auch heuer schwer. Die Zinserhöhungen der Notenbanken und damit verbunden die höheren Renditen lasten auf ihnen. “Immerhin scheint es kein zweites Verlustjahr in Folge zu geben”, schätzt Dürnberger. Die Assetklasse Gold ist insbesondere seit dem Beginn des Nahostkonfliktes wieder als sicherer Hafen gefragt. Das Edelmetall musste zwar im Lauf des Jahres zwischenzeitlich den gestiegenen Renditen Tribut zollen, hat aber gerade in den letzten Wochen und Monaten, eben aufgrund der geopolitischen Spannungen, stark zugelegt und wird das Jahr aller Voraussicht nach mit einem kräftigen Gewinn beenden.
Bekämpfung der Inflation: “Die letzten Meter sind die schwierigsten”
Die Inflationsdynamik hat sowohl in der Eurozone als auch in den USA deutlich nachgelassen. Zum Rückgang der Preise haben - neben entspannten Lieferketten, einer guten Versorgungslage mit Rohmaterialien und einem geringeren Auftragseingang der Unternehmen - vor allem die Zentralbanken mit ihren Zinsschritten nach oben beigetragen. Aber: “Viele Zentralbanken dürften ihren Zinserhöhungszyklus bereits beendet haben, auch wenn Sie dies noch nicht explizit kommunizieren wollten. Bis das Zwei-Prozent-Ziel von EZB und Fed erreicht wird, dürfte es jedenfalls noch dauern. Bei der Inflationsbekämpfung sind die letzten Meter die schwierigsten”, betont Dürnberger.
Treibt die OPEC den Ölpreis wieder nach oben?
Nach einer Schwächephase erhielt der Ölpreis zur Jahresmitte deutlichen Auftrieb, da die OPEC und mit ihr verbündete Produzentenländer wie Russland beschlossen haben, die bis dahin vereinbarten geringeren Produktionsmengen bis Ende des Jahres beizubehalten. Nach einem Jahreshoch von fast 100 US-Dollar pro Barrel im September gewannen jedoch Nachfragesorgen die Oberhand, und Ende November handelte Brandöl nur mehr um die Marke von 80 US-Dollar je Barrel. “Dieses Niveau erachtet Saudi-Arabien offenbar als rote Linie”, analysiert Dürnberger. “Nach intensiven Diskussionen haben die OPEC und ihre Verbündeten nun beschlossen, die Ölproduktion nochmals zu drosseln, um so einem Überangebot im ersten Quartal 2024 vorzubeugen.”
Positionierung im Spängler Asset Management
Was bedeutet das alles für Anleger:innen, wie ist das Spängler Asset Management aktuell positioniert? “Wir bleiben bei einer neutralen Aktienquote und gewichten Europa und die USA gleich. Daneben mischen wir den pazifischen Raum, China und Japan währungsgesichert bei”, sagt Dürnberger. “Im Anleihenbereich liegt unser Schwerpunkt im Segment beste Bonität bei mittleren Laufzeiten. Dagegen setzen wir bei Unternehmensanleihen und High-Yield-Anleihen auf eine verkürzte Laufzeitenstruktur. Schwellenländeranleihen in Euro währungsgesichert bleiben vorsichtig beigemischt.”